Bochum. . Klamauk in grellen Farben: Das Stück „Murmel Murmel“ wird im Bochumer Schauspielhaus vom Publikum mit einem minutenlangen Klatschmarsch gefeiert.

Dass ein Theaterpublikum „aus dem Häuschen“ gerät, ist eine Floskel, die man meiden sollte. In diesem Fall ist das Wort aber doch angebracht: Das ausverkaufte Schauspielhaus feierte die Ruhrgebiets-Premiere von Herbert Fritschs Geniestreich „Murmel Murmel“ so überschwänglich, wie man es an der Bochumer Königsallee lange nicht erlebt hat. Ovationen im Stehen und ein minutenlanger „Murmel! Murmel! Murmel!“-Klatschmarsch inklusive. Ein Gaga-Stück macht alle gaga. Was war passiert?

Genau genommen nicht mehr als die Neuauflage einer sechs Jahre alten Theaterinszenierung. 2012 setzte der Regisseur und Bühnenbildner Herbert Fritsch „Murmel Murmel“ für die Berliner Volksbühne in Szene. Er formte mit Witz und Sinn fürs Körperhafte einen Abend, der das Hauptanliegen des Sprechtheaters frech unterlief: Es wird nichts erzählt, nichts vermittelt. Denn die Textvorlage, verfasst 1974 von Dieter Roth, besteht nur aus einem einzigen Wort – eben „murmel“ –, das in x Varianten wiederholt wird.

Akteure fallen in den Bühnengraben

Konkrete Poesie auf die Bühne zu bringen, das könnte sperrig werden. Aber da Fritsch von Haus aus Schauspieler ist, fand er einen Dreh: Es lässt das Ensemble im Wortsinn spielen; die Worte zu deuten, dem Ganzen gar einen „Sinn“ unterzujubeln, ist nicht seine Absicht. Der Abend formt sich mit Clownerie, Pantomime, Eurythmie und schrägem Humor zu einer Art Slapstick-Film, dem man sich schwer entziehen kann. Dass dabei immer wieder lautstark, fragend, hilflos, guttural, chorisch, wehleidig „gemurmelt“ wird, erhöht das Vergnügen noch. Ebenso der Running Gag, bei dem die Akteure tollpatschig in den Bühnengraben fallen. Ein Wurf ist auch das bewegliche, farbstarke, abstrakte Bühnenbild, das sich wie ein Kamera-Auge öffnet oder schließt.

Der tobende Schlussapplaus war mehr als berechtigt, und die neu gewonnenen Fritsch-Fans dürfen sich freuen: „Murmel Murmel“ bleibt im Spielplan, und am 22. Dezember liefert Fritsch mit „Die Philosophie im Boudoir“ seine erste originäre Schauspielhaus-Produktion ab.

Infos zu Tickets und Terminen unter Tel. 0234 / 3333 5555.