Weiche Bewegungen, mystische Klänge und positive Energie - das ist Orientalischer Tanz. Beim Duisburger Festival treffen sich die Stars der Szene
Vier Frauen vor einem Spiegel. Alle sind in farbenfrohe Glitzerkostüme gehüllt. Wie eine Mädchengang lehnen sie sich aneinander. Und dann geht’s los! Kokettierend tänzeln sie auseinander, schnipsen mit den Fingern, bewegen sich geschmeidig durch den Raum. Begleitet werden sie von orientalischen Klängen und Perlenklimpern.
Bauchtanz – den proben Leyla Jouvana und ihr Ensemble heute. Mit internationalen Stars der Szene treten sie beim Orientalischen Tanzfestival auf. Viele von ihnen tragen wie Leyla Jouvana einen Künstlernamen. Das ist so üblich. Für die Duisburgerin ist Bauchtanz „Balsam für die Seele“. Und noch dazu ein Ganzkörpertraining.
Denn auch wenn die Bezeichnung „Bauchtanz“ mittlerweile gängig ist – eigentlich tanzt da ja noch einiges mehr. Die Arme schlängeln sich am Körper entlang, Haare fliegen durch die Luft, die Hüften kreisen. Das sieht aus, als würde es Spaß machen, und „man fühlt sich auch gesund und jünger“, erklärt die Choreographin.
Vor 30 Jahren entdeckte Leyla Jouvana ihre Begeisterung für den Orientalischen Tanz. Seitdem hat sie eine Tanzschule aufgebaut und ein internationales Festival auf die Beine gestellt. Die Idee dahinter war eine ganz einfache: Warum bis nach Ägypten zu renommierten Dozenten reisen, wenn man sie auch nach Duisburg holen kann?
Mittlerweile kommen Tänzer aus aller Welt ins Ruhrgebiet. Für Leyla Jouvana heißt das auch, dass sie nicht mehr als Fremdsprachenkorrespondentin arbeiten kann. Den Beruf hat sie nämlich mal erlernt – vermisst ihn aber nicht. „Ich bin die Glückliche, die sagen kann: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“
Ihr Ensemble hat auf verschiedenen Wegen zum Bauchtanz gefunden. Für Khalyshah war es die Musik: „Die trifft direkt ins Herz.“ Johara begeistern „die geschmeidigen Bewegungen“ und Leah (Bild oben) genießt es, ihre Gefühle im Tanz auszudrücken.
Wie vielseitig dieser Tanz ist, offenbart auch Leyla Jouvanas Tanzsaal. Golden verzierte Säbel liegen dort, in einer Ecke stehen Trommeln und hinter einer Kleiderstange mit perlenbestickten Kostümen gibt es aufwendige Kopfbedeckungen, die wie Kronleuchter aussehen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
„Jeder kann mitmachen“, betont Leyla Jouvana. „Niemand muss hier ein Model sein. Die Figur ist egal.“ Und auch das Alter spiele keine Rolle. Die älteste Schülerin ist 83 Jahre alt. Für Leyla Jouvana ist nur eins wirklich entscheidend: „Alle, die positiv sind und Spaß haben wollen, sind willkommen. Und wer keine positive Energie hat, wird von uns mitgerissen.“
Schon gewusst?
Stile. Im Orientalischen Tanz gibt es viele Stilrichtungen: von klassischem Bauchtanz über Bollywood bis hin zu modernem Tribal-Dance. Ein aktuell sehr gefragter Stil ist Shaabi. Seine Ursprünge liegen in der ägyptischen Folklore. Er wird häufig zu orientalischer Popmusik mit markantem Rhythmus getanzt.
Kostüm. Viele Tänzerinnen bestellen ihre Kostüme, zum Beispiel in Ägypten. Dort werden sie speziell für ihre Besitzerinnen angefertigt. Wenn die Kleider ankommen, dann passen sie nicht immer optimal. Als orientalische Tänzerin braucht man also auch näherisches Geschick.
Tänzer. Bauchtanz zeichnet sich durch weiche, sehr weibliche Bewegungen aus – dennoch kann er von Männern und Frauen gleichermaßen getanzt werden. Beim Orientalischen Tanzfestival in Duisburg wird etwa Serkan Tutar aus der Türkei einen Workshop geben. 2008 gewann er den Titel „Male Bellydancer Of The World“.
Sieben Tage Orient beim Tanzfestival in Duisburg
Eine Woche lang stehen in Duisburg alle Zeichen auf Orient. Beim 26. Orientalischen Tanzfestival gibt es zum einen natürlich eins: ganz viel Bewegung. Bei der Gala-Show am Samstag, 20 Uhr, betreten internationale Stars der Szene die Bühne. Wer lieber selber tanzen möchte, kann an den zahlreichen Workshops teilnehmen. Noch bis Montag (3.12.) können Tanzbegeisterte Kurse bei renommierten Dozenten aus aller Welt besuchen. Es werden viele Stile angeboten, von „Oriental Phantasy“ bis „Gypsy Passion“. Am Wochenende findet außerdem die Weltmeisterschaft im Orientalischen Tanz statt. Rund 450 Tänzer treten gegeneinander an. Am Ende werden 85 Preise verliehen. Zur gleichen Zeit ist auch die Messe geöffnet: Samstag, 13 bis 23 Uhr, und Sonntag, 12 bis 21 Uhr. Dort wird neben einer Open Stage auch Tanzzubehör, Schmuck und Henna-Malerei geboten.
>>> Info: 26. Orientalisches Tanzfestival, 27.11.-3.12. Karten für die Messe gibt’s ab 10 €, für die Abendgala ab 29 € an der Tageskasse und online: www.leyla-jouvana.de