Düsseldorf. . Bis zum 25. November geht es im NRW-Forum um den künstlerischen Umgang mit Computerspielen und virtuellen Welten. Gezockt wird aber auch.
Es bleibt ein Widerspruch: Ganz gewiss spielt der (jugendliche) Mensch, um den Widrigkeiten des realen Lebens zu entfliehen. Andererseits bemüht sich die virtuelle Realität, dem Leben auf dem Datenpfad so nahe zu kommen wie nur irgend möglich. So kann man sich, mieses Wetter vorausgesetzt, an diesem Wochenende vor dem NRW-Forum nassregnen lassen, während einem über Kopfhörer und VR-Brille das ganz reale Schietwetter in eine virtuelle Umgebung eingespielt wird.
Das „Next Level 2019“ wird auf Zollverein stattfinden
Umgekehrt kann man drinnen sich quasi zum Drohnenkapitän aufschwingen und in der Installation „Ghosted view“ des Rotterdammer Künstlers Marnix de Nijs über das NRW-Forum hinaus in und über ein geisterhaftes Düsseldorf fliegen, zu steuern ist der Flug über einen mysteriösen Kugelkopf, jede Handbewegung liefert auch gleich die passende düstere Klangwelt.
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„Next Level 2018“ heißt dieses Ausstellungsformat, das nun bereits zum dritten Mal in Düsseldorf und zum neunten Mal insgesamt veranstaltet wird und in den kommenden drei Jahren auf Zeche Zollverein in Essen stattfinden wird. Das Ziel, ganz grob: die virtuellen Welten der Spiele künstlerisch und pädagogisch – mit zahlreichen Workshops – hinterfragen.
Man kann also gleichsam mit den Spielen spielen, so wie es Fabian Kühfuss in einem der Ausstellungsräume zeigt: Zwei Roboter bedienen die Controller einer Spielkonsole und führen auf diese Weise den spielerischen Kungfukampf. Nebenan streichelt ein Roboter den virtuellen „Nintendog“, mit dem eigentlich Menschen spielen sollten.
Sich Sisyphos als glücklichen Gamer vorstellen...
Die wahre Spielhölle indes hat Sebastian Quack im Südflügel kuratiert: „Kein leichtes Spiel“ heißt die Sammlung von Spielen, bei denen man nichts gewinnen kann außer Erkenntnis. Man kann also, wie Sisyphos, sich selbst als in einer Art Gummisack mit einem Hammer als Werkzeug einen riesigen Berg emporschwingen – um in jedem Fall wieder zu Fall zu kommen.
Eindrucksvoll – und gewiss ein neues Level des Journalismus – ist beispielsweise das virtuelle Erlebnis einer Einzelhaft, das der englische „Guardian“ entwickelt hat. Mit der klassischen VR-Brille findet man sich in dem etwa 1,80 mal 2,70 Meter messenden Raum wieder – wird mit Originalgeräuschen aus der Haft konfrontiert. Ein Spiel, das man nicht einmal für eine Stunde durchstehen will.
Brettspiele wie „Siedler von Catan“ – nur andersrum
Gleich gibt es auch echte Spiele. Eines sieht ein wenig aus wie die so erfolgreichen „Siedler von Catan“. Hier jedoch spielt man die ursprünglichen Bewohner des Eilandes, die nunmehr kolonisiert werden – nach einem Regelwerk, das man erst versteht, wenn man quasi schon ausgerottet und vertrieben worden ist.
Vielleicht ein Puzzle? Zur Beruhigung? Da liegt ein 5000er Puzzle von Clemens Habicht, das ein Spektrum aus ebensovielen Farbtönen abbildet – ohne jedes konkrete Objekt. Wer will, kann anfangen, es zusammenzusetzen... Aber Obacht. die Ausstellung geht nur bis Sonntag. Dann endet sie mit einem Konzert: Spiele haben ja ihren eigenen Soundtrack, hier wird er von einem echten Orchester während des Spielens geliefert.