Essen. . Vier Opernhäuser der Region bauen dem Sängernachwuchs eine Brücke in die Praxis: Das „Opernstudio NRW“ wurde Montag in Essen vorgestellt.

Es sausen politischer Wille samt Mitteln seit Amtsantritt Laschet offenbar regelrecht durch den Weltraum regionaler Kultur: „Mit Lichtgeschwindigkeit“ jedenfalls, sagte Berthold Schneider , Intendant der Oper Wuppertal, am Montag im Aalto Theater sei ein Herzensprojekt wahr geworden.

Fleisch wird das „Opernstudio NRW“ zum 1. September 2019 mit dem ersten Jahrgang: sieben jungen Sänger/innen. Bewerben kann sich weltweit, wer ein Hochschulstudium für Gesang absolviert hat. Vier Häuser, deren gemeinsames Ziel ist, aus dem Praxisschock von Uni-Absolventen eine Tugend zu machen. „Die Nase in den Wind halten“, nennt das Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, deren Haus das Projekt wesentlich unterstützt. Aber Schneider wird deutlicher: Es sei geradezu eine „unfaire Anforderung“, wenn von jungen Tenören oder Sopranistinnen gleich Großes erwartet werde. Mehr noch: Die Gefahr, dass Stimme und Lebensweg Schaden nähmen, sei groß. Nun also moderieren das Musiktheater Gelsenkirchen (MiR), Dortmunds Opernhaus, Essens Aalto und eben Wuppertal den Übergang von der Theorie zur Praxis institutionell. Es gelte nicht zuletzt, von erfahrenen Kollegen zu lernen: Heribert Germeshausen, Sänger-Experte und Intendant in Dortmund, erinnert an den jungen Walter Berry, der aus der Bühnengasse heraus die berühmte Papageno-Darstellung von Erich Kunz studierte – um später für lange Zeit ein unübertroffener Interpret der Rolle zu werden.

Sieben Meisterklassen im Jahr soll es beim neuen „Opernstudio NRW“ geben

Sieben Meisterklassen wird es jährlich geben, dazu werden die ausgewählten Studio-Sänger eine eigene Produktion im kleinen Haus des MiR präsentieren.

Wer wird kommen? „Die Guten, die sehr Guten, die Besten“ orakelt Schneider voller Hoffnung. Ob das ein Widerspruch dazu ist, dass man auch „inklusiv“ arbeite und viel Sorge trägt, Talente behutsam zu behandeln, wird die Praxis zeigen.

Den Orden des Ausrichters heften sie sich alle vier ans Revers. Denn es wird – unter Partnerschaft mit den Musikhochschulen in Köln und Essen – keine zentrale Einrichtung geben: Das Opernstudio hat in allen Häusern einen Sitz. Künstlerischer Leiter wird der Südafrikaner Robin Phillips, der bereits Mannheims Internationales Opernstudio prägte und die Ruhr-Initiative „eine fantastische Lebensaufgabe“ nennt.

Feste Einrichtung geplant. Das Land stellt ab 2020 Mittel von 425.000€ jährlich bereit

Am Montag gab es konkrete Zahlen zu den Landesmitteln. Der aktuelle Zuschuss beträgt 40.00 Euro, 2019 beträgt er 250.000 Euro, ab 2020 stolze 425.000 Euro jährlich. Wunsch und Wille, das Opernstudio mehr als die kulturpolitische Generosität einer Wahlperiode sein zu lassen, waren offenkundig: Gestern sprach man guten Mutes vom „Verstetigen“.