Düsseldorf. Die Ausstellung „Museum global“ in der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW zeigt die Moderne ferner Kontinente.

Lasse sich nur niemand vom Kauderwelsch der Kunsthistoriker abschrecken: „Mikrogeschichten einer exzentrischen Moderne“ droht der Untertitel der neuen Ausstellung „Museum global“ in der Kunstsammlung NRW an, aber es ist eine gute Ausstellung. Sie weitet den Blick auf das, was es sonst noch an Kunst rund um den Globus gab, als die Sammlung des Hauses entstand und zusammenkam.

Kunst aus sieben Städten weltweit

Gründungsdirektor Werner Schmalenbach hatte die Staatsgalerie des noch jungen Bundeslandes ab den 60ern als Museum der Moderne angelegt, mit Spitzenwerken von Picasso bis Jackson Pollock. Grundstock indes waren 88 Werke von Paul Klee, die das Land 1960 in einem Akt versuchter Wiedergutmachung erwarb – schließlich war Klee 1933 von den Nazis aus seinem Professoren-Amt an der Düsseldorfer Akademie gefeuert worden. Das dazugehörige Telegramm an Klee bildet mit den erworbenen Werken das „Vorwort“ der neuen Ausstellung, und schon dies rechtfertigt den Besuch der Kunstsammlung.

Hinzu kommt ein Parcours aus sieben Stationen rings durch die ständige Sammlung des Hauses. Hier sind Stars der Sammlung kombiniert mit rund 150 Leihgaben: Kunstwerken aus Tokio (um 1910), Moskau (1913), Sao Paulo (1922), Mexiko City (1923), dem indischen Shimia (1934), Beirut (1948) und dem nigerianischen Zaria (1960). Man sieht japanischen Expressionismus, die naive Magie des georgischen Malers Niko Pirosmani und brasilianische Avantgarde, die sich das Einverleiben aller möglichen Denk- und Kunstströmungen aufs Panier geschrieben hatte.

Die Kunst aus den Weltgegenden jenseits der europäischen und später auch US-amerikanischen Kunstzentren ist zum einen wohldosiert mit der Sammlung kombiniert – zum anderen wird man nicht selten staunen, wie sehr schon die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts globalisiert war: Selbstverständlich hat sich ein Maler wie Yorozu Tetsugoro bei seiner „Nackten Schönheit“ von europäischen Expressionisten inspierieren lassen, und selbstverständlich brachte ein emigrierter Lette wie Lasar Segali einen modernen Malstil mit nach Brasilien, wo allerdings Motive wie das „Emigrantenschiff“ noch einmal eine ganz eigene Prägung bekamen. Daneben nimmt sich der Blick in Mexiko auf Diego Riviera und Frida Kahlo wenig überraschend aus.

„Hochbahn“ im Amerikanersaal

Angestoßen hat die museale Blick-Erweiterung vor Jahren schon die Bundeskulturstiftung, zumal derlei Perspektivwechsel von der Tate in London bis zur Reina Sofia in Madrid internationaler Standard geworden sind. Für die Kuratorinnen der Kunstsammlung, die sich in die jeweiligen Kunstgeschichten am Rande bisheriger Wahrnehmung einarbeiten mussten, war die Vorbereitung dieser Ausstellung denn auch eine Art Weiterbildung.

Zum Abschluss richtet sich noch einmal der Blick aufs eigene Haus, im „Amerikanersaal“ ist nachzuvollziehen, wie Schmalenbach die Sammlung nicht zuletzt aus den ersten beiden Documenta-Schauen in Kassel formte. Und es gibt eine Korrektur: Nicht ein Braque war das erste angekaufte Bild, wie Schmalenbach behauptete, sondern das „Hochbahn“-Gemälde der kaum bekannten Portugiesin Helena Vieira da Silva. Hier wirkt es nun absolut frisch und zeugt – wie alles, was Schmalenbach ankaufen ließ – von höchster Qualität.