. Ein Film mit Schneeball-Effekt. „Der Affront“ macht aus einem kleinen Streit ein großes Politikum: Spiegel der Lage im Libanon.

„Du bist ein Scheißkerl.“ Yasser hat die Nase voll. Einerseits leitet er die Modernisierungsarbeiten in einem maroden Beiruter Stadtviertel, andererseits muss er sich von starrsinnigen Bewohnern verhöhnen und beleidigen lassen. Bewohnern wie dem Mechaniker Toni, der im Viertel eine Werkstatt führt und sein aufbrausendes Wesen nur mäßig unter Kontrolle hat.

Es sind nur kleine Provokationen zu Beginn des Films, aus denen heraus sich ein Konflikt entfesselt, der nicht weniger beinhalten wird als die Grundwerte von Anstand und gegenseitigem Respekt, die Ächtung jeglicher Form von Rassismus und den inneren Frieden des Landes.

Es ist ein kleines Filmwunder, wie hier der Streit unter zwei Männern beispielhaft zum Ausgangspunkt für eine tiefere Analyse der Befindlichkeiten im Lande Libanon und generell im Nahen Osten wird. Im Zwischenspiel aus regionaler Kenntnis und dem Marktverständnis der europäischen Partner entstand ein dicht inszenierter Film von enormem erzählerischem Reichtum

Denn der Streit eskaliert, zieht immer weitere Kreise. Die Medien mischen sich ein, Anwälte kommen ins Spiel, Menschen protestieren auf der Straße, es kommt schließlich zu landesweiter Gewalt; und alles, weil ein kleiner Funken zum Glimmen brachte, was ohnehin nur notdürftig isoliert war.

Ein Film, der etwas zu sagen hat

Ein Filmpreis in Venedig, eine Nominierung beim Oscar – das sind verdiente Weihen, denn dies ist ein kraftvoll gespielter, auf Kinowirkung hin fotografierter und inszenierter Film, der etwas zu sagen hat. Früher nannte man das Filme mit Sozialrelevanz, Kino mit Botschaft, und es betraf Filme von Elia Kazan, Stanley Kramer oder später Volker Schlöndorff. Ein Film in großer Tradition also, und obendrein sehr spannend erzählt.