Essen. . Besser kooperieren, vorhandene Qualität und Vielfalt zeigen, das sind ihre Ziele. Antje Deistler ist die neue Chefin des Literaturbüros Ruhr.
Wenn eine Region das ständige Sichselbstneuerfinden inhaliert hat, dann das Ruhrgebiet. Mit dem Motto „Alles neu“ stellt sich nun auch die neue Literaturbüro-Chefin Antje Deistler vor .
Den Auftakt bestreitet die Düsseldorfer Historikerin Karina Urbach, die sich zur Neuerfindung ihres Autoren-Ichs gleich einen neuen Namen zugelegt hat: Als Hannah Coler schreibt die Tochter eines CIA-Agenten – natürlich, Spionage-Thriller. Soeben ist sie mit dem Crime-Cologne-Award geehrt worden, am morgigen Dienstag (23.10.) liest sie in Duisburg.
Ein Jahr in Uganda unterrichtete Antje Deistler, nun leitet sie das Literaturbüro Ruhr
Solcherlei gebrochene Biografien, tendenziell prekäre Künstler-Biografien zumal wie die vieler Schriftsteller selbst, „zeugen beispielhaft von der Krise der Arbeitswelt“, meint Antje Deistler. Wie gehen wir damit um? Die 52-Jährige hat selbst ihre lange Karriere als Radio-Journalistin und Moderatorin unterbrochen, um für mehr als ein Jahr in Kampala/Uganda Studenten zu unterrichten; dies immerhin gemeinsam mit ihrem damals erst zehnjährigen Sohn. Ein Hauch von Wagemut und Aufbruch durchströmt denn auch das „neue“ Literaturbüro Ruhr.
Nicht nur wird es mit Ralph Hammerthaler einen vom Literaturbüro und dem Literaturhaus Oberhausen geförderten Ruhrgebietsschreiber geben, der vor Ort für Neues (!) recherchiert und im November aus dem aktuellen Werk liest (13./14. 11. in Recklinghausen und Dortmund). Auch werden die Moderatoren Thomas Koch und Tommy Finke „Tintenfrische“ um sich versammeln: Junge Slam-Poeten, die sich in Bochums Rotunde auf die Bühne wagen (17.11.).
Abende wie diese sollen auch zeigen: „Wir sind regional“, so Antje Deistler. Vielleicht braucht es den Blick von außen, um die Stärken des Regionalen erst so recht zu befeuern? Unter der Federführung des Literaturbüros hat sich jüngst ein Netzwerk der Literatur im Ruhrgebiet gegründet, das sich zum Ziel gesetzt hat: „die vorhandene Qualität und Vielfalt herauszustellen, die literarischen Aktivitäten der Region sichtbar zu machen sowie städteübergreifende Zusammenarbeit zu fördern“, so heißt es. Zu den Sprechern zählen, neben Antje Deistler: Hartmut Salmen (Literaturhaus Dortmund), Sigrun Krauß (Mord am Hellweg), Belén Daza (Blue Square der Ruhr-Uni) und Johannes Brackmann (Grend/Literatürk).
Ministerium sagt Gelder zu, die Idee des Netzwerks soll stärker in die Tat umgesetzt werden
Finanzielle Unterstützung gibt es vom Regionalverband Ruhr, auch das NRW-Kulturministerium hat Gelder zugesagt. „Die Idee des Netzwerks ist auch“, so Antje Deistler, „bei möglichen Sponsoren gemeinsame Förderanträge zu stellen – das ist für die Firmen einfacher, als mit zehn verschiedenen Institutionen zu sprechen.“ Mit einer Stimme sprechen: Da könnte die Literaturszene Vorreiter werden. Nur ein Name fehlt dem Kind noch. Aber das sollte für Menschen des Wortes auch kein Problem sein.