Düsseldorf. . Macbeth oder Clinton – ist das hier die Frage? Lot Vekemans „Momentum“ kreist um ein Paar an der Macht. Uraufführung war jetzt in Düsseldorf.

Mit feinem Gespür für aufwühlende Themen ist die niederländische Dramatikerin Lot Vekemans eine der meistgespielten Autorinnen geworden. Stücke wie „Gift. Eine Ehegeschichte“ werden von den Theatern geliebt, weil sie klar strukturiert sind und auf die Kraft der Sprache setzen. Ihr jüngstes Stück vertraute sie dem Düsseldorfer Schauspielhaus an – auch wenn man nach der stark bejubelten Uraufführung im Central festhalten muss: Ihr neues ist nicht ihr bestes.

„Momentum“ führt in die Tiefen der Politik und gleichsam auf den Gipfel der Macht, auf dem es bekanntlich reichlich einsam zugehen kann. Dort an der Spitze eines nicht näher benannten Staates steht das Präsidentenpaar Meinrad und Ebba Hofmann: Während er den drohenden Burn-out nur mühsam mit Tabletten bekämpft, klammert sich seine Gattin an das vorzügliche Leben einer First Lady. Ihr dauernder Drang, der Welt die Stirn bieten zu müssen, hat beide mürbe gemacht. Schützenhilfe bekommen sie nur von Dieter, dem „Spin Doctor“, der dem Präsidenten die geschliffenen Statements einflüstert und ganz sicher ein falsches Spiel treibt.

In Vekemans „Momentum“ vermisst man die Tiefe der Figuren, doch das Ensemble ist stark

Die Hofmanns als Schmalspur-Macbeths? Die Parallelen sind auffällig, auch wenn die Clintons dies im realen Leben fast schon packender aufgeführt haben. Vekemans erzählt leider wenig über die Hintergründe dieses Paares. Dafür reichert sie ihr Spiel mit eigentümlichen Figuren an, die dem Drama Fahrt nehmen: Da wäre Ebbas totgeborenes Kind, das sie (offenkundig als Geist) hemmungslos anklagt, und ein junger Dichter, der in Ebba verliebt ist.

Hausregisseur Roger Vontobel begegnet der Ehre der Uraufführung mit Respekt. In einem für ihn ungewöhnlich beschwingten Tonfall lässt er die Geschichte zu fröhlichen Klavierklängen spielen, die Bühne (von Klaus Grünberg) wird auf einen schmalen, hell beleuchteten Gang reduziert. Erst im zweiten, stärkeren Teil des zweistündigen Abends nutzt Vontobel die komplette Breite der Bühne und schält etwas Tiefe aus den ansonsten eher vage gestalteten Figuren heraus. Da dürfen dann auch mal ein paar Stühle fliegen.

Immerhin: Auf ein erstklassiges Ensemble kann Vontobel bauen. Jana Schulz ist als Ebba eine Bank. Am Ende eines verzweifelten Monologs über Utopien und Ideale färbt sich ihr Mund blau, der Effekt ist superb! Christian Erdmann als ihr Gatte spielt gekonnt auf der Klaviatur der Verzweiflung: dünnhäutig, streitsüchtig und nützlich für die Interessen des dubiosen Dieter, dem Wolfgang Michalek etwas Aalglattes gibt.

Termine: 0211/369911