Essen. Köstlich auf den Punkt inszeniert und schauspielerisch die reine Feinkost. Max Frischs „Biografie“ wurde Samstag vom Premierenpublikum gefeiert.

. Antoinette muss weg! Dass er sie einst nach einer feuchtfröhlichen Party nicht konsequent aus der Wohnung komplimentiert hat, dass er sich stattdessen in sie verliebt und sie geheiratet hat, hält der Professor für Verhaltensforschung Hannes Kürmann (Jens Winterstein) für den größten Fehler seines Lebens. Wäre er ihr doch gar nicht erst begegnet.

Wer hätte nicht schon einmal gern, mit den Erfahrungen und Empfindungen von heute, eine folgenschwere Entscheidung der Vergangenheit revidiert. In Max Frischs (1911-1991) köstlicher Komödie „Biografie: Ein Spiel“ ist Kürmann der Glückliche, dem die Chance auf einen tatsächlich unmöglichen Neubeginn gewährt wird. Zwei aktiv eingreifende Spielleiter (Silvia Weiskopf, Stefan Migge) lassen den Professor zentrale Augenblicke, Gedanken, Gefühle noch einmal erleben. Gelegenheiten und Wege, um nachträgliche und dauerhafte Veränderungen vorzunehmen, werden durchgespielt, diskutiert, verworfen, korrigiert. Stellt sich die erwünschte Wirkung nicht ein, wird eben noch einmal geprobt. Doch in welche Gedankenspiel-Situationen Kürmann auch gestellt wird – der Verhaltensforscher kann einfach nicht aus seinen Verhaltensmustern ausbrechen, kann sich von seinen emotionalen Verstrickungen nicht lösen. Antoinette bleibt. Es ist wie beim Schach: Die Königin ist die stärkste Figur.

Auf und neben Ulrich Leitners weißer Drehbühne entwickelt Regisseur Thomas Ladwig ein grandioses Spiel im Spiel, das dem Esprit der Vorlage durch abrupte Brüche und rasante Szenenwechsel, durch fein austarierte Situationskomik 90 Minuten lang uneingeschränkt gerecht wird. Vor allem aber bietet die Inszenierung dem Zuschauer das, was man großartiges Schauspieler-Theater nennen kann. Der tobende Beifall für das „Trio furioso“ nahm gefühlt kein Ende.