Mülheim. . Am Knopp des Fortschritts drehen und trotzdem seiner Guste treu bleiben – das kann nur Herbert Knebel. In Mülheim gab’s das neue Programm.
An der Zukunft kommt selbst ein Herbert Knebel nicht vorbei: Navi im Auto, Handy an der Selfie-Stange – und nebenbei saugt so ein Roboter die Bude blitz und blank. Und wenn man’s streng betrachtet: Zukunft ist das ja höchstens für jemanden, der schon seit 30 Jahren auf Frührentner macht, ein wenig aus der Zeit gefallen und doch im Hier und Jetzt.
30 Jahre, so lange steht „Herbert Knebels Affentheater“ nun auf der Bühne, das 15. Bühnenprogramm „Außer Rand und Band“ ließ bei der ausverkauften Premiere in der Mülheimer Stadthalle sogar die grauen Zellen wieder auf Trab kommen, zumindest teilweise, so Knebel: „An wat konnt ich mich alles erinnern, früher? Ich weiß et nich mehr.“
Das Lamentieren übers Alter ist ja, rein demografisch gesehen, ein echter Wachstumsmarkt. Und wenn uns „die Olle aussem Navi“ schon das Kartenlesen abnimmt, wäre doch schön, wenn so ein Roboter die lästige Hausarbeit erledigen könnte. So preist ein Freund dem alten Knebel seinen Robo-Staubsauger namens Erwin an, dem man ganz gemütlich im Sitzen bei der Arbeit zugucken kann. „Dat hab ich auch. Nur dat mein Erwin Guste heißt“, reißt Knebel einen Hausfrauen-Witz. Der subversive Frühvergreiste muss die Technik allerdings an ihre Grenzen führen, nachdem er mit vier Stücken Schwarzwälder-Kirsch, schön von Coppenrath & Wiese, dem Robo hübsch den Saugrüssel gestopft hat, konstatiert er: „Nach dem vierten Stück hätte die Guste erstmal Appetit gekriegt!“
Es läuft alles rund im neuen Knebel-Programm: Das Premieren-Publikum feiert „Außer Rand und Band“
Es läuft alles rund im neuen Knebel-Programm, er geht auf Pilztour in die Eifel, nur dass er dummerweise „Pilstour“ verstanden hatte, er feiert mit bei seinem ersten Junggesellenabschied („Da hatte ich viel Gutes drüber gehört!“) und diskutiert das schwierige Thema: „Die Ehe – Sackgasse oder Irrtum?“.
Als er am Ende in Anlehnung an seine legendäre, aber auch schon in die Tage gekommene, Elvis-Imitation im goldenen Lycra-Fummel mit Zottel-Perücke auf die Bühne geht, ist vom King des Rock’n’Roll nichts mehr zu spüren. Denn da meint man, Löwenmähne Tina Turner wäre nach Mülheim gekommen – und Knebels Turner ist ein Burner. Denn unter den Synthetik-Klamotten gibt’s ordentliche Hitzewallungen, weshalb Knebels Version von „Simply The Best“ ebenso fließend wie anrüchig übergeht in „Ich stink wie die Pest“. Das kommt so dufte an, dass das Publikum zum Finale aufsteht und heftig die Hände aneinander klatscht – wohl nicht nur, um sich frische Luft zuzufächeln.
Herbert Knebels Affentheater live: www.affentheater.de