. Große Namen, aber kein großer Film. Asghar Farhadis „Offenes Geheimnis“ liefert schöne Bilder und viel heiße Luft.

Kann Erfolg in die künstlerische Sackgasse führen? Der iranische Filmautor Asghar Farhadi mag sich diese Frage nicht bewusst gestellt haben, nachdem seine in der Heimat realisierten Filme „Nader und Simin – Eine Trennung“ und „The Salesman“ zu weltweiten Kritiker- und Publikumserfolge wurden und jeweils den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewinnen konnten.

Aber die Aussicht, ein Filmprojekt in Spanien nach eigenem Drehbuch zu realisieren, zudem in den Hauptrollen besetzt mit den beiden größten Filmstars des Landes, das muss ihn nachhaltig geblendet haben. Unter diesen Vorgaben ist es keine so große Überraschung, dass „Offenes Geheimnis“ ein Film wurde, der zwar schönen Schein und große Theaterposen auffährt, aber weder als Krimi noch als Melodram der selbstbehaupteten Bedeutsamkeit Rechnung tragen kann.

Penelope Cruz ist in „Offenes Geheimnis“ ganz spanische Filmgöttin

Penelope Cruz ist Spaniens Filmgöttin und das lässt sie in jeder Szene spüren, wenn sie als Laura mit ihren beiden Töchtern zur Hochzeit ihrer Schwester zurück ins Heimatdorf vor den Toren Madrids kommt. Lauras Ehemann ist zurück in Buenos Aires geblieben; angeblich aus geschäftlichen Gründen.

Laura trifft auch Paco (Javier Bardem) wieder, dem sie einst ihren Anteil am Familienerbe verkaufte. Paco, eigentlich nur Sohn von Dienstboten, entwickelte ein florierendes Weingut, während Lauras Familie, der einst das halbe Dorf gehörte, nur wenig vom alten Glanz in die Gegenwart retten konnte. In der Nacht der Feier verschwindet Lauras ältere Tochter spurlos. Noch will man die Polizei nicht einschalten und sucht selber die Gegend ab. Dann bestätigt sich der Verdacht, es könnte eine Entführung sein. Laura bekommt eine Mail auf ihr Handy geschickt. Das gleiche Schreiben wird aber auch Pacos Frau Bea zugespielt.

Ein Verbrechen und ganz viele Möglichkeiten mit diversen Verdachtspersonen: Es scheint, als hätte Asghar Farhadi eine iberische Synthese aus Agatha Christie und Patricia Highsmith anstreben wollen.

Asghar Farhadis Thriller-Versuch ist eher ein gespreiztes Unterfangen

Vielleicht war es auch wirklich so, aber auf der Leinwand vollzieht sich ein gespreiztes Festival der bedeutungsschweren Andeutungen, getränkt in spanischen Folkloreklischees und melodramatische Theatralik. Was bei aller Selbstgefälligkeit immer noch genügend Abgründe für eine delikate Psychospannung offen lässt – bis Farhadi die Karten aufdeckt und nichts zu bieten hat als taube Nüsse und heiße Luft.

Wie schon andere Filmemacher verkrampft er auf dem Terrain einer fremden Kultur bei dem Versuch, mit Ansage ein neues Meisterwerk zu schaffen. Sein Film wurde schwerfällig, lang und – was das Schlimmste ist: Erst schürt er das legitime Unterhaltungsbedürfnis des Publikums, um es dann leichtfertig ins Leere laufen zu lassen.