Oberhausen. . Seit 20 Jahren gibt es die Ludwig Galerie im Oberhausener Schloss. Ein Gespräch mit Christine Vogt, die das Haus seit zehn Jahren leitet.

In den 20 Jahren ihres Bestehens hat sich die Ludwig Galerie im Oberhausener Schloss vor allem mit fulminanten Fotografie-Ausstellungen einen Namen gemacht, aber auch mit Comics von Wilhelm Busch bis Donald Duck oder mit Pop-Art aus der namensgebenden Sammlung von Irene und Peter Ludwig. Christine Vogt leitet das Haus seit zehn Jahren – Jens Dirksen sprach mit ihr.

Zehn Jahre Ludwig Galerie, kommen die Ihnen eher kurz vor oder lang?

Christine Vogt: Kurz. Sehr kurz. Weil wir immer viel gemacht haben. Jedes Jahr drei große Ausstellungen und drei bis vier kleine, da kommt ganz schön was zusammen.

Haben sie unter all den Ausstellungen einen Liebling?

Schwer zu sagen, es ist ja so eine große Bandbreite, weil wir drei Schwerpunkte haben: die Sammlung Ludwig mit Kunst von der Antike bis zur Pop-Art, populäre Kunst wie Comic, Karikatur und Fotografie sowie die Landmarken-Galerie für das Erbe der IBA Emscherpark.

Geben Sie sich doch einen Ruck, was hat Ihnen besonders gut gefallen?

Solche Ausstellungen wie „Hair“ über das Haar in der Kunst. Die Ausstellung hat selbst auf Bilder, die man kennt, nochmal einen anderen Blickwinkel eröffnet. Und dann die Werke, in denen Haare verarbeitet waren, der Zopf an der Wand! Solche thematischen Ausstellungen können wirklich überraschen. Da hoffe ich auch auf unsere nächste: „Die Geste“!

Was hat sich in den Ruhrgebiets-Museen seit 2008 verändert?

Durch die Vereinigung der Ruhrkunstmuseen hat das Ausstellungswesen noch mehr Fahrt aufgenommen. Und trotz aller Unkenrufe: Die Leute beachten die Museen mit immer mehr Interesse.

Apropos: Ist die Politik eigentlich mit den Besucherzahlen der Ludwig Galerie zufrieden?

Wir haben all die Jahre gute Zahlen gehabt, und ich habe mich noch nie vor der Politik dafür verantworten müssen. Ich hoffe, das bleibt so.

Zehn Jahre Oberhausen, träumen Sie nicht von größeren Museumsstädten? Köln, London, New York?

Nee! Weder noch. Ich bin schon sehr gern in Oberhausen. Ich kann hier total frei arbeiten. Ohne Korsett, in dem breiten Programm, das entspricht mir sehr. Und ich habe die totale Unterstützung vonseiten der Stadt, das ist nicht selbstverständlich. Vor allem, weil Oberhausen finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist. Außerdem bin ich ein großer Fan des Ruhrgebiets, wir haben am Wochenende noch eine Radtour zur Sechs-Seen-Platte in Duisburg gemacht – ja, was will ich denn in meinem Leben noch mehr?

Von den klassischen Aufgaben eines Museums – Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ausstellen – muss das Sammeln bei Ihrem Haus eher im Hintergrund bleiben, oder?

Es gibt eine kleine, heterogene Sammlung im Haus. Es gibt natürlich keinen Anschaffungsetat, aber ich habe mich immer bemüht, von den Ausstellungen, die bei uns gelaufen sind, etwas im Haus zu halten. Wenn man mit jemandem wie Jim Rakete oder Herlinde Koelbl gut zusammenarbeitet, dann kann man das oft ohne Riesen-Summen.

Was kann, soll, darf ein Museum?

Es muss sich fürs Publikum öffnen. Die Elfenbeinturm-Zeiten, wo man da mit seiner Sammlung saß und es als störend empfand, wenn Leute durchgehen und Madonnen angucken, sind vorbei, und das ist auch richtig so. Heute ist es wichtig, viel mit dem Nachwuchs zu machen. Wir haben zwei sehr rührige Pädagoginnen hier, mit Bundesförderung, die machen tolle Arbeit mit Jugendlichen. In einer Zeit, in der alles vom Bild dominiert wird, ist es umso wichtiger, Bilder lesen zu können. Sich mit Kunst zu beschäftigen, ist ja nicht nur für die künftigen Kunsthistoriker wichtig, sondern auch für Ingenieure! Ich sage immer: Wer sich für Kunst und Kultur interessiert, entwirft auch in der Technik die besseren Sachen.