Essen. . „Asphaltgorillas“, der neue Film von Detlev Buck, soll ein Gangsterfilm sein. Der Genre-Wechsel war für den „Bibi & Tina“-Macher etwas voreilig.

Die Deutschen haben Jahrzehnte des Filmerzählens in publikumsträchtigen Kinogenres wie Horror, Thriller oder Fantasy verschlafen. Produziert wird, wenn überhaupt, auch das Genrekino mit kleinem Geld für kleine Ansprüche. Zeugnis davon legt aktuell „Asphaltgorillas“ ab, der mit dem Hinweis „by Buck“ Selbstbewusstsein demon­strieren möchte. Schließlich hat der Regisseur nach ein paar drolligen Frühwerken (etwa „Karniggels“ und „Wir können auch anders“) zuletzt wieder Kassenerfolge mit vier Filmen um „Bibi und Tina“ erzielen können. Danach dann aber direkt in einen Berliner Gangsterfilm zu wechseln, war vielleicht doch etwas voreilig.

Es geht um zwei Berliner Freunde, die schlichten Gemüts und offenen Auges in allerlei Händel mit vietnamesischen Falschmünzern, einem russischen Oligarchen sowie diversen türkischen und österreichischen Größen der Berliner Halbwelt rasseln. Diese Story nach einer Kurzgeschichte von Ferdinand von Schirach („Schuld“) verrät, dass sie gern das Format eines Quentin Tarantino oder Guy Ritchie in Hochform hätte. 2018 aber hat man damit den Anschluss verpasst, denn Gangsterfilme mit komödiantischem Unterton haben schon länger alle Kult-Patronen verballert.

Kriminal-Kasperle-Theater

Aber in Berlin wird noch Kriminal-Kasperle-Theater gemacht mit Gesichtern, an denen man sich gerade in diesen halb-karikaturenhaft angelegten Rollen (Kida Khodr Ramadan als großspuriger Halbweltler, Vedat Erincin als der traditionsbewusste türkische Vater) schon satt gesehen hat. Immerhin aber gibt es auch Nachwuchskräfte, die selbst hohen Erwartungen gerecht werden. Jannis Niewöhner als schmieriger Gernegroß ist eine Show, weil er in Sprache, Posen und Bewegungen über ein Kino-Charisma verfügt. Das geht dem Hauptdarsteller Samuel Schneider in seiner Rolle als lieber Junge, der bislang zwar Drogen vertickte, aber nun gerne aussteigen möchte, komplett ab.

Die Attraktionen finden sich auf Seiten der Frauen mit der aufregend lässigen Uisenma Borchu als mongolische Killerin. Ilknur Bahadir gibt eine temperamentvolle Hausmutter, bei der auch die Gangstas ihre Suppe löffeln, und Ella Rumpf betätigt sich in schicken Klamotten als rotzige Göre mit kriminellem Herzen.

Keine Balance zwischen Spaß und Härten

Leider entfalten Drehbuch und Regie keine Balance zwischen Spaß und Härten, weshalb Gefahr keine Gänsehaut auslöst und die Gags in Dialoglärm absinken. Es wäre deshalb fair, schon aus Respekt vor den Gorillas, den Film umzutiteln in „Brülläffchen“.