Casper und Marteria bringen am Freitag ihr Album „1982“ heraus. Wir haben mit ihnen über Musik, Zelten und Erfolg gesprochen.

Kollaborationen im Hip­Hop sind meist selbstverliebter, langweiliger Käse. Nicht bei Casper (Benjamin Griffey) und Marteria (Marten Laciny). Die beiden, die zu den originellsten, experimentierfreudigsten und erfolgreichsten Rappern zählen, haben ihre neue Platte nach dem gemeinsamen Geburtsjahr „1982“ genannt und erzählen von der Jugend („1982“, „Omega“), der Liebe („Denk an dich“), langen Nächten („Supernova“) und den hin und wieder unverzichtbaren Exzessen („Absturz“). Das alles in warmem, oldschooligem Soulfunk und knackigen Reimen ohne Ende. Steffen Rüth sprach mit ihnen.

Wie gut kanntet Ihr Euch vorher?

Casper: Als wir mit „1982“ anfingen, haben wir zunächst mal unglaublich viel gequatscht. Wir haben drei, vier Wochen zusammengehockt und geredet.

Marteria: Unser Ziel war, dass die Leute denken „Da rappen zwei Brüder“.

Wie lief das ab?

Marteria: Meistens sind wir erstmal sanft in den Tag reingeglitten, mit Cornflakes und Kaffee. Dann kamen ungefähr 70 Prozent reden und 30 Prozent schreiben. Und so fließen plötzlich Themen in die Songs ein, über die man gerade gequatscht hat. Abends haben wir dann oft zusammen gekocht.

Casper: Es war krass, wie viele Lieder wir nach einer Woche abhängen schon fertig hatten. Wir erzählten uns gegenseitig unser Leben, unsere Jugendsünden.

Marten, Du bist in Rostock aufgewachsen und hast mit sieben Jahren das Ende der DDR erlebt, Casper ist mit elf aus den USA nach Extertal bei Bielefeld gezogen. Und doch gibt es viele Parallelen.

Marteria: Ja, das ist wahr. Wobei ich glaube, dass alle Kids auf der Welt solche oder ähnliche Parallelen im Lebenslauf haben.

Woran erinnerst du dich, wenn du an die DDR denkst?

Marteria: Die Turnschuhe hatten nur drei Farben – Beige, Ocker und Weinrot. Und alles war grau, so wie heute vielleicht in Weißrussland. Im Westen war gleich alles bunter und knalliger. Und doch mochte ich unser einfaches Leben. Wir Ossis konnten sehr gut mit wenig auskommen. Im Sommer sind wir sechs Wochen lang zelten gegangen und fanden es super.

Casper: Ich hasse zelten!

Marteria: Ich liebe zelten!

Mit dem gemeinsamen Urlaub wartet Ihr vielleicht noch ein bisschen.

Casper: Besser ist das. Insgesamt haben wir aber superviele Parallelen. Das Geburtsjahr, wir haben fast gleichzeitig geheiratet und auch zur gleichen Zeit diesen riesigen Karriereboom erlebt. Wie sich das anfühlt, wenn du auf einmal die erste große Hitplatte hast, das weiß weder meine Frau noch meine Mutter. Aber mit Marten kann ich darüber reden. Das verbindet uns wie ein gemeinsames…Kriegstrauma (lacht).

Ist der Druck beim gemeinsamen Album geringer als wenn Ihr einzeln abliefert?

Casper: Ja. Wir sind einzeln jahrelang mit Vollgas auf der Autobahn gefahren. Das hier ist: Anhalten, die Szenerie genießen und zusammen Musik machen.

Marteria: Das mit dem Druck hat sich eh verschoben. Das Wichtigste ist, dass die Leute auf den Konzerten Spaß haben.

Eure erste Single heißt „Champion Sound“. Was macht Euch zu Champions?

Casper: Ich finde, jeder kann ein Champion sein. Erfolg und Glück, das ist nichts, mit dem man bestäubt wird. Man kann das alles selbst erreichen, wenn man nur an sich glaubt. Das klingt jetzt trottelig, ist aber so. Marten kommt aus Rostock, ich aus einem vergessenen Teil Deutschlands zwischen Bielefeld und Hannover, niemand von uns hat einen total krassen Spleen oder stolpert morgens regelmäßig um 5 Uhr rotzbesoffen aus dem Puff. Wir beiden haben geackert, und wir haben unglaublich viel erreicht. Aber das hat jeder in sich, nicht nur wir.