Berlin/Bochum. . Bei der Ruhrtriennale wird am Samstag über Boykott-Strategien in der Kunst gesprochen. Eine ähnliche Aktion in Berlin war wenig erfolgreich.

Das Rätsel, wie man sich als Deutscher gegenüber der BDS-Bewegung angemessen verhält, die Israel durch Boykott, De-Investition und Sanktionen von der Entrechtung der Palästinenser abbringen will, ist fast so unlösbar wie der Palästina-Konflikt selbst.

Das bekommt gerade das Berliner „Pop-Kultur“-Festival zu spüren – wie im Vorjahr wird das Festival in der „Kulturbrauerei“ am Prenzlauer Berg von Musikern boykottiert, die einem BDS-Aufruf folgten: der Synthiepop-Musiker John Maus, die britische Band Shopping, der Folk-Musiker Richard Dawson und die walisische Sängerin Gwenno sagten ab. Grund: die israelische Botschaft subventioniert die Anreise israelischer Musiker zum Festival mit 1200 Euro. Was angesichts eines Gesamtetats von 1,4 Millionen Euro eher eine symbolische Summe ist. Aber genau darum geht es bei der ganzen Angelegenheit: Symbole. Selbst BDS-Anhänger werden kaum glauben, durch die Absage eines Festivalauftritts einen Staat wie Israel in die Knie zu zwingen.

Sinn und Unsinn von Boykott-Strategien

Aber jeder Bericht über einen BDS-Boykott, jede Aufregung über den Auftritt von BDS-Aktivisten hilft vor allem dessen Aktivisten, deren politische Statements ja nicht zuletzt der Imagepflege dienen. Als das „Pop-Kultur“-Festival mit einer Debatte über Sinn und Unsinn von Boykott-Strategien eröffnen wollte, wurde das Gespräch von BDS-Aktivisten niedergebrüllt.

Wenn es am Samstagnachmittag bei der Ruhrtriennale in der Bochumer Jahrhunderthalle statt des mehrfach an- und abgesagten Konzerts der BDS-freundlichen „Young Fathers“ eine Diskussion über Boykott-Strategien in der Kunst gibt, werden aber zunächst einmal vorab die Kritiker von Triennale-Chefin Stephanie Carp demonstrieren. Sie, allen voran die Deutsch-Israelische Gesellschaft, werfen ihr nicht ohne eine gewisse Vollmundigkeit vor, die Ruhrtriennale zu einer „Werbeplattform für Antisemitismus und halsbrecherischen Geschichtsrevisionismus“ zu machen.