Bochum. . Stefanie Carp präsentierte am Mittwoch der Presse ihre erste Spielzeit. Fragen zum Fehlstart der Ruhrtriennale-Chefin waren wenig willkommen.
Leider geht es, zumal in einer Demokratie, zuverlässig schief, Journalisten zu verordnen, wann sie was zu fragen haben. Da tut einem Stefanie Carp, 62, fast leid in ihrem (erneut) unglücklichen Agieren am Mittwoch bei der Pressekonferenz zur Ruhrtriennale. Nein, also Fragen zu ihrer Person und zum Thema Israel (Carp hatte die „Young Fathers“ erst ein-, nach Kritik aus-, dann wieder eingeladen; die Band unterstützt die das Existenzrecht Israels leugnende Organisation „BDS“), die gehörten nicht hier her. Und über die Sache und eigene Fehler habe sie doch mehr als genug gesagt. Kurz: „Jetzt spricht doch die Kunst!“
Da fallen nicht nur eben aus Bayreuth Zurückgekehrten Wagners Meistersinger ein: „Hier gilt’s der Kunst.“ Nun, nicht alle Gäste ließen sich von der Festspielchefin auf die stattdessen angepriesene Podiumsdiskussion („Freedom of Speech/Freiheit der Künste“) am 18. August vertrösten. Das ist das Datum, an dem eigentlich die Fathers hätten spielen sollen. Aber die wollen nun nicht mehr. Unterdessen beklagen jüdische Verbände in NRW, diese Diskussion habe keine jüdischen Teilnehmer.
Humor fehlte dennoch nicht
Nervös bis ungeduldig, aber in kleinen Teilen immerhin nicht ohne Humor, hat Stefanie Carp dann doch noch Fragen zu Stefanie Carp beantwortet. Die frechste des Medientreffens („Wann gehen Sie?“) drang freilich erst im dritten Anlauf zur Intendantin vor. Ihre Entgegnung: „Im Moment bin ich da.“
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Die ersten Premieren bewarb sie („wunderbar“/„interessant“/„aufregend“/„emotional berührend“) in großer Vorfreude. Auf unsere Frage, ob es stimme, dass eine ihrer Eröffnungsproduktionen das Budget signifikant überschreite, antwortete sie: „Dass eine Produktion über ihre Verhältnisse plant, ist für mich Alltag.“
Fragen ohne Antworten
Andere Fragen, nach Zahlen etwa, verhallten. Wenig anfangen konnte Stefanie Carp auch mit unserem Verweis auf die Festivaltradition, Gipfel musikalischer Weltkultur nicht links liegen zu lassen; Magneten der Ruhrtriennale waren seit deren Bestehen ja nicht zuletzt „Tristan“, „Rheingold“ oder „Die Soldaten“. Nein, sie habe hier klar „anderes zu tun als die großen Opernhäuser“. Sie habe einzig „eine Verpflichtung zum Experimentellen, Neuen“.
Eigenem Bekunden nach läuft der Vorverkauf ordentlich. Als Geschäftsführerin der Kultur Ruhr GmbH freut Vera Battis-Reese „das große Zuschauerinteresse“. Dennoch gebe es für die meisten Produktionen noch Karten.
Nicht zu falschen Schlüssen verleiten lassen
Eine etwas bleierne Veranstaltung. Sie sollte freilich niemanden zu falschen Schlüssen verleiten. Mag erstmals in der Geschichte des teuren Festivals eine angeschlagene Leitung antreten: Über die Klasse des 18er-Jahrgangs sagt das gar nichts. Wir freuen uns vorurteilslos – und fragen später wieder nach.