Essen. Im Wald, im Wasser oder in der Fußgängerzone: Geocaching funktioniert überall und bei jedem Wetter. Unsere Tipps für Einsteiger.

Wir stapfen durch den Wald, kein Mensch zu sehen. Plötzlich vibriert es. „Du näherst dich dem Ziel“, verrät die Smartphone-App. Tatsächlich ist da hinter Dornenästen eine senkrecht stehende schwarze Röhre an einem Baumstamm befestigt. Direkt daneben liegen eine Luftdruckpistole sowie ein Zettel: „Oberen Deckel abnehmen und Finger weg, sonst AUA!“ Und nun?

Anja Kaczmarek (Foto) weiß, was zu tun ist. Sie und ihr Mann Klaus sind seit zehn Jahren begeisterte Geocacher, kennen fast alle Tricks zum Aufspüren der kleinen Plastikröhren. „Es ist ein tolles Hobby, das Technik, Sport und Denkaufgaben kombiniert. Jeder erfährt viel über seine eigene Umgebung und kann schöne Landschaften genießen“, sagt die 49-Jährige.

Die mit GPS-Koordinaten versehenen sogenannten Caches sind häufig gut versteckt und überall zu finden – in Wäldern, an Bauwerken, im Wasser oder auch auf offener Straße. Was Geocaching zu einem Freizeitspaß macht, den jeder ausprobieren kann. Weswegen er längst zum Dauerbrenner unter den Freizeitvergnügen geworden ist. Seit der Erfindung im Jahr 2000 wächst die Zahl der Schatzsucher täglich. 360 000 Caches sind mittlerweile in Deutschland versteckt. Aber was ist das überhaupt genau? In einigen dieser Fundstücke – mal Kästchen, mal Röhrchen – stecken kleine Spielzeuge, die faire Finder regelmäßig austauschen, bei anderen reagiert die App und offenbart auf Wunsch historische Informationen zum Standort.

Zurück zu unserem Cache: Anja Kaczmarek pumpt den Luftdruck der Pistole bis zum Anschlag auf, hält sie ans offene Ende der Röhre und drückt den Abzug – mit einem lauten Knall wird der darin steckende Cache rausgeschleudert. Wir fangen außerdem ein Logbuch auf und tragen mit Finderstolz Namen und Datum ein.

Ein stolzer Moment: Der Finder trägt sich im Logbuch ein.
Ein stolzer Moment: Der Finder trägt sich im Logbuch ein. © André Hirtz

Okay, es gibt kniffligere Aufgaben. Denn jeder Cache wird in den Kategorien „Schwierigkeit“ und „Terrain“ auf einer Skala von eins bis fünf Sternen bewertet – wir lagen gerade mal bei zwei ... Manchmal brauchen Cacher, wie die Schatzsucher sich nennen, sogar Ausrüstung wie Taschenlampen und Angelruten (Zweittext).

Anfängerfehler vermeiden

Das sollten auch Anfänger beachten: „Der größte Fehler ist, vor dem Cache zu stehen und keinen Stift dabei zu haben, um sich im Logbuch zu verewigen“, erklären die Kaczmareks. „Auch Abschreibfehler bei den Koordinaten sollte man vermeiden. Veröffentlichte Fotos vom gefundenen Schatz dürfen anderen Suchern nicht den genauen Fundort verraten. Und: Die Caches müssen unbemerkt wieder zurückgelegt werden, sonst bemerken Passanten, dass da etwas liegt, was dort eigentlich nicht hingehört.“

Das Handy unterbricht uns, die App meldet: Der nächste Cache ist nur ein paar Hundert Meter weit weg – die Schatzsuche geht weiter ...

>>>INFO: Werkzeugtipps für Fortgeschrittene:

Grundsätzlich benötigen Geo­caching-Einsteiger nur ein GPS-fähiges Smartphone und die kostenlose Geocaching-App (erhältlich im PlayStore bzw. Apple Store). Erfahrene Sucher setzen allerdings auf spezielle GPS-Geräte, die einen auf etwa fünf Meter genau an das Ziel heranführen. Diese gibt es ab 120 Euro aufwärts. Um an gewisse Caches heranzukommen, benötigen allerdings auch Profis besondere Ausrüstungsgegenstände. Zu beachten ist immer die Bewertung des Caches. „Bei einer Terrain-Bewertung von fünf Sternen braucht man ohne Seilausrüstung gar nicht loszulegen“, sagt Klaus Kaczmarek.

Echte Geocacher schwören auf waschechte GPS-Geräte.
Echte Geocacher schwören auf waschechte GPS-Geräte. © André Hirtz

Wer zum Beispiel in Bunkern, Höhlen oder bei Nacht sucht, kommt um die Nutzung einer Taschenlampe oder Stirnlampe nicht herum. Manche Caches sind sogar nur bei Bestrahlung mit UV-Licht auffindbar – entsprechende Lampen gibt es ab 15 Euro aufwärts. Auch Magnetheber für Caches, die eben mit Magneten befestigt sind, können nützlich sein (ab 4 Euro).

Wer besondere Herausforderungen nicht scheut, versucht sich mit einer Angelrute (ab 20 Euro) am „Biltema-Cachen“. Hier liegen die Caches auf meterhohen, nicht erkletterbaren Bäumen oder Laternen und müssen nach dem Fund wieder an Ort und Stelle zurückgelegt werden. Solche Spielereien gibt es unter anderem im familieneigenen „Keller Store“ der Kaczmareks (Katharinenstr. 1, 45131 Essen, geöffnet dienstags und donnerstags von 16 bis 19.30 Uhr).

SCHON GEWUSST?

Erfinder. Als Erfinder des Geocachings gilt der Amerikaner Dave Ulmer. Er vergrub im Mai 2000 nahe der Stadt Portland einen Eimer, in dem er neben CDs, einer Videokassette, einer Dollarnote, einem Buch und einer Steinschleuder auch eine Konservendose mit Bohnen hinterlegte.

Fehlanzeige. Nur in drei Staaten auf der Erde gibt es nachweislich keinen auffindbaren Cache. Dabei handelt es sich um Somalia, den Inselstaat Nauru im Pazifik und Nordkorea. In letzterem Falle dürfte sich dies auch erst einmal nicht ändern. Denn die Benutzung von Geräten mit integriertem GPS-Empfang ist Bürgern in Nordkorea untersagt.

ISS. Der wohl verrückteste (und für die meisten auf Lebenszeit unerreichbare) Geocache der Welt liegt auf der Internationalen Raumstation ISS versteckt. Dafür sorgte Weltraumtourist Richard Garriott im Oktober 2008. Er bezahlte für seinen Trip umgerechnet 22 Millionen Euro.