Bayreuth. . Mit süßem Sopran lockt sie Wagners „Parsifal“: Bele Kumberger hat in Bayreuth keine Riesenrolle, aber eine Ehre ist der Aufenthalt ihr zweifellos.
In Gelsenkirchen betörte Bele Kumbergers Sopran das Opernpublikum als Brittens „Titania“ und Mozarts „Pamina“. Die nächsten sechs Wochen verbringt sie allerdings bei einer Kult-Adresse ihres Fachs: Kumberger buhlt als „Blumenmädchen“ im Bayreuther „Parsifal“ um den reinen Tor. Lars von der Gönna sprach mit ihr über Ehre, Vergnügen und Anspruch, auf dem Grünen Hügel zu singen.
Wie kam es zu dem Ruf zu den berühmtesten Festspielen der Welt?
Ich hatte ja schon 2013 in Salzburg mit Herrn Thielemann einen „Parsifal“ gemacht. Er ist musikalischer Leiter in Bayreuth – und daraufhin habe ich die Anfrage bekommen, mich vorzustellen.
In Bayreuth zu sein, das ist auch für eine Sängerin wie Bele Kumberger „eine Ausnahmesituation“
Direkt engagiert oder mit Vorsingen?
Nein, mit Vorsingen – und zwar durchaus aufwändig. Es sind richtig große Vorsingen auf dem Hügel. Das wird in Bayreuth sehr gewissenhaft und detailliert gemacht. Allein für die Blumenmädchen im „Parsifal“ hat es einen Tag gedauert. Erst danach hat es das Engagement gegeben.
Sie sind keine Anfängerin mehr, singen an einem festen Haus. Ist das Betreten der Bayreuther Bühne dennoch ein besonderer Schritt?
Auf alle Fälle, das ist eine Ausnahmesituation. Das lässt sich nicht leugnen und nicht wegdenken (lacht).
Was genau lässt sich da nicht wegdenken?
Wissen Sie, an allen Ecken und Enden ist man mit der Geschichte des Ortes verbunden. Überall im Festspielhaus sind Wagner und die außergewöhnliche Historie wirklich spürbar. Ich war vorher nie in Bayreuth gewesen, ich hatte von anderen immer nur gehört, es sei eine ganz besondere Atmosphäre. Und es stimmt in jedem Detail – und sei es der Aufgang in den Bühnengraben, wo einen aus Bilderrahmen all die großen Dirigenten anblicken, die in Bayreuth am Pult gestanden haben. Auch zu wissen, welche großen Sänger hier gesungen haben, das bringt schon einen besonderen Druck mit sich. Selbst die Blumenmädchen in Bayreuth waren oft berühmte Sängerinnen...
...bis zur großen Elisabeth Schwarzkopf!
...zum Beispiel.
Kollegial läuft die Zusammenarbeit mit berühmten Sängern - aber der Respekt bleibt
Apropos berühmte Sänger: Sie sind in Bayreuth von bedeutenden Wagner-Interpreten aus aller Welt umgeben. Ist das gefühlt ein Gefälle oder spielt das beim gemeinsamen Auftritt gar keine Rolle?
Wenn man miteinander singt, spielt das keine Rolle. Aber natürlich ist es trotzdem so, wenn man zu Beginn der Festspiele die Kantine betritt und dort all die tollen, fantastischen und berühmten Sänger an einem vorbeigehen, hat man schon sehr viel Respekt. Aber das reguliert sich mit der Arbeit. Spätestens auf der Bühne ist das vergessen, da sind wir alle miteinander Kollegen, Sänger, Darsteller. Aber ich muss schon sagen: Wenn ich manchmal bei Aufführungen in der Seitengasse stehe und die großen Kolleginnen und Kollegen sehe und höre – da hab’ ich schon sehr großen Respekt
Und die Freude, dazuzugehören...
Selbstverständlich – und die Ehre ebenso. Es ist ja auch nicht selbstverständlich, dass ich dabei bin. Man muss im richtigen Moment am richtigen Ort sein, man muss Vorsingen dürfen – und dann noch genommen werden. Glück gehört auch dazu. Ich empfinde das schon als Privileg – und man kann hier jedes Jahr wieder etwas dazu lernen.
Für Bele Kumberger liegt der Reiz von Wagners Musik zwischen verführerischer Süße und üppiger Wucht
Das große Vorurteil gegen Wagner gilt dem Pompösen, Martialischen in der Musik. Die Blumenmädchen stehen für sehr zarte Musik...
Ja, diesen filigranen, fast lieblichen, „süßen“ Wagner gibt es eben auch. Solche Kontraste machen Wagners Musik für mich gerade aus. Ich finde, dass Wagner in diesen zarten Szenen etwas ganz Besonderes hat. Den Ehrgeiz habe ich dann schon: diese Passagen ganz besonders innig oder verführerisch zu singen. Im Bayreuther Festspielhaus klingen diese zarten Klangfarben einfach unvergleichlich. Ich verstehe jeden Besucher, der hier wieder und wieder herkommt.
Haben Sie einen Lieblingssatz in Ihrer Partie?
Wir Blumenmädchen, die den Parsifal umwerben, singen ja viel im Ensemble. Es ist eine besondere Art der Arbeit und Freude einen gemeinsamen Klang zu entwickeln. Aber natürlich genießt man die Passagen, in denen man seine individuelle Musikalität besonders einbringen kann. Wie zum Beispiel mein Satz: „Den Mund lass’ mich dir küssen“. In diesem „Küssen“ liegt eine lautmalerische und spielerische Herausforderung, die mir besonders viel Freude macht.
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Die Opernsängerin Bele Kumberger wurde 1986 in Straubing (Niederbayern) geboren. Ihr Studium begann sie als Stipendiatin der Bayerischen Singakademie, später wechselte sie an die Hans-Eisler-Hochschule Berlin.
Am „MiR“ Gelsenkirchen gehört die Sopranistinzum festen Ensemble.