Essen. Der Däne Michael Noer hat sich mit dem Remake von „Papillon“ an einen gewichtigen Klassiker des Kinos gewagt. Es mangelt vor allem an Atmosphäre.
Man sollte es besser nicht tun. Wer immer auch vorhat, sich die Neuverfilmung des einstigen Kassenschlagers „Papillon“ (8,5 Millionen Zuschauer allein in Deutschland) anzusehen, der lasse besser die Finger davon, sich zuvor daheim die DVD des Originals von Franklin J. Schaffner (Oscar für „Patton – Rebell in Uniform“) einzuschieben. Denn dann ließe er der Neuinterpretation des Stoffes durch den dänischen Regisseur Michael Noer kaum Luft zum Atmen.
Überhaupt fragt man sich, warum ein hoffnungsvoller junger Filmemacher sich noch einmal an das Remake eines Films wagt, der schauspielerisch seit 1973 eigentlich für immer besetzt bleiben wird durch den coolen Steve McQueen und den wieseligen Dustin Hoffman. Man fragt sich auch, warum er mit Aaron Guzikowski einen Drehbuchautor hat, der sich stark am einstigen Screenplay orientiert.
Dieb und Tresorknacker
In Noers Film spielt nun Charlie Hunnam die Titelfigur Papillon, einen Dieb und Tresorknacker, dem man 1931 einen Mord unterschiebt, um ihn in die gefürchtete Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guyana abzuschieben. Während seiner zahlreichen Gefängnisaufenthalte hat er einen Ruf als notorischer Ausbrecher erlangt, was ihn schon während der Überfahrt nach Südamerika nicht ruhen lässt. Er verbündet sich deshalb sehr schnell mit dem körperlich schwächlichen Fälscher Louis Dega (Rami Malek), von dem er weiß, dass er Geld am und im Körper bei sich trägt. Zunächst ist es nur eine Zweckverbindung, denn Dega braucht zwischen all den Schwerverbrechern dringend einen Beschützer, Papillon eine Geldquelle für eventuelle Fluchtpläne.
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Es ist die Verbindung zwischen diesen beiden Menschen, um die es dem Regisseur offenbar vor allem geht. „Für mich ist ‚Papillon‘ viel mehr als nur die Geschichte eines Gefängnisausbruchs“, teilt er in einem Statement mit. Er sieht hier eine Freundschaft keimen, von Blut, Schweiß und Angst zusammengeschweißt. Ihr Band soll also so etwas sein, wie ein Rest von Menschlichkeit inmitten unmenschlicher Umstände. Wenn am Anfang behauptet wird, dass „wir alle hier zu Tieren werden“, so ist dies eine verzweifelte Absage an solche Mutlosigkeit. Nun, in Schaffners Interpretation der Bestseller-Biografie des Franzosen Henri Charriere geht es teilweise zwar brutaler zu, aber das mit dem Zusammenhalt durch Freundschaft, das hat man eigentlich auch damals schon thematisiert.
Ähnlichkeit mit Steve McQueen
Auf der Habenseite kann Michael Noer mit dem wandelbaren Charlie Hunnam einen Schauspieler vorweisen, dem Abenteuer („Die versunkene Stadt Z“) und Action („King Arthur – Legend of the Sword“) nicht fremd sind. Darüber hinaus sieht er von der Seite Steve McQueen verblüffend ähnlich. Rami Malek besitzt eher weniger Vielseitigkeit, weshalb er sich allmählich die Manierismen seines Vorgängers Dustin Hoffman zusammenpuzzelt, bis er fast zu dessen Imitat aufsteigt.
Was Noers Film hauptsächlich fehlt, das ist die Atmosphäre, von der der alte Film völlig durchzogen ist. Keinen Schritt können die Häftlinge dort im Freien tun, ohne dass sie sofort in Schweiß gebadet sind. Den Unterschied machen auch die Drehorte: Franklin J. Schaffner konnte damals an Originalschauplätzen drehen, sowie auf Jamaika und in Spanien. Noer musste sich des Budgets wegen mit Malta, Montenegro und Serbien begnügen. Vielleicht liegt es daran, dass einen vor allem die Dschungelaufnahmen so seltsam kalt lassen.