Attendorn. . Dinosaurier, Urpferdchen, Dolchzahnkatzen und Fossilien - „Planet Erde“ gibt einen faszinierenden Einblick in das Wunder des Lebens.
Der Massenmord geschieht lautlos und auf Raten. Vor 65 Millionen Jahren verschwinden die Dinosaurier. Nicht ein Meteoriten-Einschlag gilt als Ursache, vermutet die Forschung heute. „Viel verdächtiger als Serienkiller sind verheerende Vulkanausbrüche“, erläutert Monika Löcken. Die Direktorin des Südsauerlandmuseums in Attendorn will mit der Sonderausstellung „Planet Erde“ die ganze Familie ansprechen. Meterhohe Dinos, hundegroße Urpferdchen und grimmige Dolchzahnkatzen gibt es zu bestaunen, aber vor allem ermöglicht die Schau einen Einblick in das Wunder des Lebens. Bis zum 28. Oktober ist sie in Attendorn zu sehen.
Natürlich lässt sich der Sprung zurück zum Urknall bis hin zum Landgang der Säugetiere nur im Zeitraffer-Tempo absolvieren. Deshalb sorgen verschiedene Medien für tiefergehende Einblicke parallel zu den Exponaten. „Die Ausstellung ist sehr niederschwellig“, unterstreicht Monika Löcken. „Sie wendet sich bewusst an Kinder, Eltern und Großeltern.“ Das Stichwort Dinos fasziniert, die Besucher drängeln sich, am ersten Tag nach der Eröffnung waren 150 Besucher im Haus. Viele Jungen und Mädchen bewundern den sieben Meter langen fleischfressenden Utahraptor, der vor 130 Millionen Jahren seine Beute in Angst versetzt hat. Der Begriff Dinosaurier kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „gewaltige, schreckliche Echse“. Der mannshohe Ammonit ist mit neun Meter langen Tentakeln auf die Jagd gegangen.
Mit den Händen lernen
Man lernt nicht nur mit den Augen, sondern vor allem mit den Händen. Deshalb kann man auch an den Schaukästen Infotäfelchen hochklappen, um an Wissen zu kommen, das sich direkt den ausgestellten Knochen und Gebissen zuordnen lässt. Im Begleitprogramm wird die Verbindung von Aktivität und Erkenntnis noch verstärkt. Hier können Kinder selbst Dinoknochen zu einem Skelett zusammensetzen oder im Sandkasten auf Ausgrabung gehen. Und man darf in „Planet Erde“ überall fotografieren.
Korallen bewahren Leben ihrer Ära
Überraschend ist vielleicht die Erkenntnis, dass Dinosaurier zwar zeitlich und räumlich weit weg erscheinen, aber trotzdem viel mit unserer eigenen Vergangenheit zu tun haben. Denn Monika Löcken integriert die hauseigene Sammlung von Fossilien aus dem geologischen Erdzeitalter Devon in die Sonderausstellung. Die kann man durch eine Lupe studieren. Fast ganz Südwestfalen saß im Devon auf einem gigantischen Korallenriff. Deshalb gibt es in der Region unter anderem so viele Höhlen, die wiederum herausragende Fundstellen sind. Die versteinerten Korallen, die wir als Kalkablagerungen kennen, haben das Leben ihrer Ära bewahrt. Bestimmte Muschelarten gibt es nur im Kreis Olpe, und bei Fretter wurde eine Korallenart gefunden, die sonst nur noch in Kanada und Sibirien vorkommt.
Gigantische Dinosaurier
Dann wieder stellt sich die Frage, wie die gigantischen Dinosaurier einfach von der Erde verschwinden können. Durch eine Umweltkatastrophe, soviel steht fest. Über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende, treiben verheerende Vulkanausbrüche den CO2-Ausstoß so stark nach oben, dass die Meere übersäuern und den Wasserlebewesen bei lebendigem Leib die schützenden Gehäuse zerfressen werden. Ascheregen verdunkelt den Himmel. Die Sonne kann nicht mehr wärmen. „Die großen Arten sind ausgestorben, die kleinen Säugetiere konnten sich besser anpassen“, so Monika Löcken. Das Weltnaturerbe Grube Messel zwischen Frankfurt und Darmstadt ist ein weltweit einzigartiges Fenster in diese Zeit.
Die Bildung der Galaxien im Film
In Filmen wird die Bildung der Galaxien und die Entwicklung ersten Lebens dargestellt. Das ist vier bis fünf Milliarden Jahre her. Ständige Veränderung begleitet die Geschichte des Planeten Erde. Vieles über unsere Urgeschichte wissen wir noch gar nicht. So öffnet die Ausstellung den Blick für die Geheimnisse, die Schönheit, aber auch die Zerbrechlichkeit der Schöpfung. Denn das Artensterben erfolgt heute schneller als je. Auch die Welt, die wir kennen, wird sich verändern.