Düsseldorf. . Die Kunstsammlung NRW kauft mit Hilfe zweier Stiftungen das berühmte Gemälde von Otto Dix an
„Mutter“ Ey, die so viel mehr war als die erste erfolgreiche Galeristin im Rheinland, war auch die Retterin von Otto Dix: Als der Nachkriegsdandy im Herbst 1922 zu ihr nach Düsseldorf kam, war er nach dem Studium in Dresden damit gescheitert, sich als Künstler durchzuschlagen. Johanna Ey, aus deren Backwarengeschäft nahe der Düsseldorfer Kunstakademie im Ersten Weltkrieg eine Galerie für die bemutterten Künstler des „Neuen Rheinlands“ hervorgegangen war, wurde von Dix in Lackschuhen mit Handkuss begrüßt, bevor er in ihrem Hinterzimmer übernachtete. Seinen dünnen Hosenboden flickte ihm Mutter Ey derweil, und als er 1925 nach Berlin weiterzog, war er ein gemachter Mann, der schon zu einem anderen Galeristen gewechselt war.
Ein Jahr zuvor malte Dix Johanna Ey im Herrscherformat von 140 x 90 Zentimetern, mit einem Bildaufbau, der die repräsentative Tradition des Barock aufnimmt und hintertreibt. „Mutter“ Ey ist in ihrer Leibesfülle und ernstem, entschlossenem, fixierendem Blick durch die dicke Nickelbrille dargestellt, mit prankenhaften Händen, denen die Arbeitsleistung eines damals schon 60 Jahre währenden Lebens anzusehen ist.
Nach Johanna Ey besaß der Krefelder Seidenfabrikant Hermann Lange das Gemälde, seit 1999 dann hing es in der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW, als Leihgabe aus Privatbesitz. Und nun ist es dem Museum gelungen, das Bild für seine Sammlung anzukaufen, finanziert vom Land, der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Kulturstiftung der Länder. NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) attestierte dem Gemälde gestern eine veritable „Wall-Power“ (Wand-Kraft) und nannte es einen „weiteren kleinen Diamanten“ in der Staatsgalerie Nordrhein-Westfalens. Über die Kaufsumme, die jenseits der Millionengrenze liegen dürfte, wurde Stillschweigen vereinbart.