Essen. . Jazz-Pianist Chick Corea bringt bei seinem 16. Konzert fürs Klavier-Festival Ruhr die Essener Philharmonie zum Singen
Moderne Zeiten: Der Künstler kommt auf die Bühne und zückt sein Smartphone, um das Publikum rundherum in der bestens gefüllten Philharmonie zu fotografieren. Chick Corea, ein alter Haudegen! Und gefühlter Dauergast beim Klavier-Festival Ruhr. Zum 16. Mal sei er nun schon dabei, habe man ihm gesagt. Und einmal, 2004, musste er absagen – woraufhin das Klavier-Festival kurzerhand den wilden, freigeistigen Free-Jazz-Tastendrücker Cecil Taylor einlud, der das zu Konzertbeginn noch volle Aalto-Theater leer spielte.
Bei „Spain“ singen die Ränge mit
Das ist bei einem Chick Corea nie zu erwarten. Zelebriert der gerade 77 Jahre alt gewordene Amerikaner doch eine Musik, die auf feste Strukturen setzt. An diesem Abend ist es ein Mix aus Jazzstandards und eigenen Stücken. Bekannte Lieder von Duke Ellington oder Bronislaw Kaper, hübsch und durchaus ideenreich arrangiert, manchmal aber auch ein wenig vorhersehbar. Es swingt, es groovt, reihum wird soliert, bevor man wieder zusammenfindet. Das Zusammenspiel ist bei Coreas wieder neu aufgelegter „Acoustic Band“ mit seinen beiden alten Buddies, dem Bassmann John Patitucci und dem Drummer Dave Weckl, selbstverständlich traumhaft.
Glücklicherweise streut Corea immer wieder mal eine Prise Raffinesse ein. Etwa wenn er ein Thema von Domenico Scarlatti (1685-1757) fließend mit einem eigenen Stück verknüpft. Ganz am Schluss natürlich, einmal mehr, sein Klassiker „Spain“. Mit den gesamten Philharmonie-Rängen als Chor. Der Meister dirigiert. Riesenjubel. Der Künstler bleibt auf der Bühne und zückt sein Smartphone, um das Publikum... Moderne Zeiten halt.