Oberhausen. . Auf seiner letzten Solo-Tournee zeigt sich der Ex-„Black Sabbath“-Sänger Ozzy Osbourne in bestechender Form: Greatest Hits in zwei Stunden.

Mit seiner Hauskapelle Black Sabbath hat Ozzy Osbourne schon vor anderthalb Jahren den weltweiten Tourneereisen den Rücken gekehrt, nun sollen auch die Solopfade kaum noch auf die Bühne führen. Nicht unwahrscheinlich, dass die geschätzt zehntausend Fans in der ausverkauften Arena in Oberhausen den Sänger und Fernsehfamilienvater am Donnerstagabend zum letzten Mal live zu sehen bekamen.

Als um kurz vor neun das Hallenlicht erlischt und Orffs „O Fortuna“ erklingt, ist die Stimmung also reichlich ausgelassen. Und als der selbsternannte „Madman“ im nicht ganz stilsicheren violetten Glitzermantel auf die Bühne geschlurft kommt, gibt’s endgültig kein Halten mehr, schließlich will der Brite, dass sich sein Publikum „extra fucking crazy“ verhält.

Blendend aufgelegt, textsicher und gut bei Stimme

Ozzy selbst ist blendend aufgelegt und (für seine Verhältnisse) in Form: Er zeigt sich textsicher, gut bei Stimme, schlurft in typisch leicht gebeugter Haltung von einem Bühnenende zum anderen und wird nicht müde, das Publikum mit angedeuteten Sprüngen, Klatschen und unentwegten Liebesbekundungen die Stimmung weiter anzuheizen. Zwischendurch ist der kauzige Sympathieträger immer wieder in Plauderlaune, nuschelt ein paar bestimmt unterhaltsame Anekdoten aus fünf Jahrzehnten Rock’n’Roll-Geschichte ins Mikrofon. Die versteht man zwar nicht immer, aber applaudiert wird trotzdem. Ist ja schließlich Ozzy.

Auch musikalisch lässt der einstige Bürger- und Fledermausschreck nichts anbrennen. Es hagelt die größten Hits seiner Solokarriere, wobei die musikalisch wie kommerziell nicht mehr ganz so glanzvollen Alben nach 1991 rigoros ignoriert werden. Macht auch nichts, denn Gassenhauer wie „Bark at the Moon“, das zuletzt selten intonierte „Shot in the Dark“ und natürlich „Crazy Train“ haben auch mit über 30 Jahren auf dem Buckel nichts an Durchschlagskraft eingebüßt.

Gitarren-Berserker Zakk Wylde spielt im Publikum

Dazu gibt’s ein paar „Black Sabbath“-Klassiker, von denen besonders das hymnische „War Pigs“ für Begeisterungsstürme sorgt, und das nicht nur, weil Gitarren-Berserker Zakk Wylde sein ausgedehntes Solo mitten im Publikum spielt.

Apropos Wylde: Der blonde Hüne ist nach jahrelanger Abtrünnigkeit zur Abschiedstour wieder Teil der Begleitband und natürlich neben Ozzy der Aktivposten auf der Bühne. In einen Schottenrock, ausgelatschte Stiefel und Bikerweste gewandet, posiert der Gitarrist breitbeinig und bearbeitet sein Instrument gern auch mal mit den Zähnen oder hinterm Kopf, versemmelt dabei aber keinen einzigen Ton.

Druckvoller, glasklarer Sound

Der Rest der Band erledigt seinen Job souverän, wenngleich wenig spektakulär. Der Sound ist von der ersten Sekunde an druckvoll, glasklar, was der ausgesprochen sauberen Performance sehr gut ansteht. Lediglich die mitunter recht dominant beigemischten Keyboards sorgen bei den eigentlich ja eher gitarrenlastigen Songs für ein ungewohntes Klangbild.

„Seit 50 Jahren mache ich das jetzt“, lässt der Frontmann nicht ohne eine gewisse Melancholie wissen. „Ich kann mich zwar nicht mehr an alles erinnern, aber es war eine gute Zeit.“

Nach nicht ganz zwei Stunden und dem obligatorischen „Paranoid“ entlässt Ozzy Osbourne die Fans zum vielleicht letzten Mal. Die einen werden ihm zu Recht eine Träne nachgeweint, die anderen wohl gedacht haben: „Vielleicht...“.