Bielefeld. „Irritierend, enttäuschend, ja, einfach ärgerlich.“ Mit diesen Worten hat die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, auf die Entscheidung von Papst Franziskus reagiert, auch künftig in Deutschland keine protestantischen Ehepartner zum katholischen Abendmahl zuzulassen. Kurschus äußerte ihre offene Kritik im Rahmen des Jahresmediengesprächs der westfälischen Kirchenleitung in Bielefeld.
„Irritierend, enttäuschend, ja, einfach ärgerlich.“ Mit diesen Worten hat die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, auf die Entscheidung von Papst Franziskus reagiert, auch künftig in Deutschland keine protestantischen Ehepartner zum katholischen Abendmahl zuzulassen. Kurschus äußerte ihre offene Kritik im Rahmen des Jahresmediengesprächs der westfälischen Kirchenleitung in Bielefeld.
„Wir hatten eigentlich zuvor den Eindruck, wir seien auf einem guten Weg“, so Kurschus, „aber der Papst sieht diesen deutschen Vorstoß wohl auch aus der globalen Sicht der katholischen Weltkirche.“ Auf Deutschland bezogen weiß die Präses dabei um die entscheidende Verhinderer-Rolle des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, der als konservativer Hardliner aus ihrer Sicht „bis auf den Süden Deutschlands auch in der Bischofskonferenz mit seiner restriktiven Haltung weitgehend isoliert ist: Andere Bischöfe sind da schon viel weiter.“
Das sogenannte „Mediengespräch“ ist für die evangelische Landeskirche eine jährliche Gelegenheit, Grundsätzliches zu aktuellen und perspektivischen Themen zu sagen. Daher nutzte Präses Kurschus auch diesen Anlass, zu den Stichworten „Kreuz“ und „Heimat“ Stellung zu beziehen. „Das Kreuz ist kein kulturelles Aushängeschild“, betonte Kurschus in Richtung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und des Kreuz-Erlasses für seine Landesbehörden: „Das Kreuz taugt nicht als folkloristisches Zeichen zur Identität eines Landes. Es ist mit Blick auf das biblische Geschehen vielmehr ein zutiefst anstößiges Symbol: grenzüberschreitend, unabhängig von Nationen, Hautfarbe, Kultur und anderen Unterschieden. Es ist das Zeichen Gottes, der sich in seinem Sohn Jesus Christus den Menschen so radikal zuwendet, dass er selbst Mensch wird.“
Eine Definition von Heimat
Auch hinsichtlich der gegenwärtig so leidenschaftlich geführten Heimat-Diskussion wurde Präses Kurschus deutlich: „Jede staatlich verordnete Definition von Heimat wird scheitern. Nur wer sich mit etwas identifizieren kann, wird sich heimisch fühlen und seinen Lebensraum mitgestalten wollen.“ Heimat bedeute nicht Abgrenzung und Abschottung, sondern verlange vielmehr den Blick auf den anderen. In diesem Zusammenhang unterstrich Kurschus auch nochmals die Legitimität des Kirchenasyls, das zur Zeit in Westfalen in knapp 30 Fällen praktiziert wird: „Unser Kirchenasyl bricht nicht das Recht, es soll vielmehr jenen helfen, ihr Recht durchzusetzen, damit diesen auch wirklich Recht geschieht.“
Landeskirchen-Vizepräsident Albert Henz, der zum 1. Juli in den Ruhestand geht, erweiterte den Blick vom Kirchenasyl auf den Bereich Migration und Einwanderung insgesamt, mit dem sich die Landessynode im November als einem Tagungsschwerpunkt beschäftigen wird: „Wir sehen, dass wir uns in Deutschland inzwischen von einer Willkommenskultur zu einer Abschottungsdebatte wegbewegen. Dabei ist Migration doch nichts anderes als ein urbiblisches Thema.“ Henz lobte ausdrücklich die nach wie vor sehr ausgeprägte Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge in den evangelischen Gemeinden Westfalens, die er nach wie vor als einen „wunderbaren Aufbruch in der Kirche“ erlebe. „Die Migrationsgesellschaft in der wir nun einmal leben, birgt Herausforderungen und Chancen gleichermaßen.“
200 000 Teilnehmer zur Eröffnung
Der frühere Dortmunder Superintendent Ulf Schlüter, der Albert Henz im kommenden Monat als neuer theologischer Vizepräsident folgen wird, richtete seinen Blick auf den nächsten Kirchentag 2019 in Dortmund. Der 56-jährige Theologe, der 19 Jahre selbst Gemeindepfarrer in Dortmund war, rechnet allein mit 200 000 Kirchentagsteilnehmern am Eröffnungsabend in der Stadt und hofft mit den gut 2000 Veranstaltungen auch jene ansprechen zu können, „die kirchlich nicht so orientiert sind“.