Essen. . Pianist Trifonov hat für das Klavier-Festival Ruhr in Essen abgesagt. Jan Lisiecki wird für ihn einspringen und in der Philharmonie spielen.

Die berühmten Solisten machen sich rar. Zumindest im ersten Teil dieses Abends, dessen Programm ohnehin ein wenig Modifizierung erfuhr. Denn der Pianist Daniil Trifonov hatte dem Klavier-Festival Ruhr absagen müssen. Dem fiel auch die Aufführung seines Doppelkonzerts für Violine, Klavier und Orchester zum Opfer.

Stattdessen erklingt, ganz zum Schluss erst, Chopins 2. Klavierkonzert in Essens Philharmonie, gespielt vom jungen Jan Lisiecki. Der schaufelt sich zumeist im Stile Liszts durch die Figurationen, nicht ganz frei in der Artikulation, oft aber frei von jeder Noblesse. Vieles wirkt überhitzt, und nur im Mittelsatz gewinnt der Pianist an Sensibilität.

Der Pianist als Regisseur des Dramas

Ihn begleitet die Kremerata Baltica, ein 23 Köpfe starkes Streicherensemble, das sich mit lodernden Farben dem von Lisiecki inszenierten Drama andienen will. Schade, die Chance, aus dieser Kammermusikfassung eine Delikatesse zu machen, wird vertan.

Auch Gidon Kremer, Vater der Kremerata, tritt erst nach der Pause auf. Mit Schuberts Fantasie op. 159, hier gesetzt für Violine und Streicher (statt Klavier), deren Fragilität er mit einem zauberhaft gläsernem Ton auszuspielen weiß. Und auch sein Ensemble findet das rechte Maß zwischen Melancholie, Wiener Seligkeit und lebhaftem Zugriff.

Zuvor allerdings stellt sich die Kremerata als teils massierter Streicherkorpus vor, der Mendelssohns Oktett vielfach beschwert, erst im Scherzo und Presto zur quicklebendigen Sommernachtstraum-Leichtigkeit findet.

Am Beginn wiederum steht „Symphone“ für Streicher und Percussion des Esten Lepo Sumera. Der Uhrwerkschlag eines Holzblocks, Paukenglissandi und feiner Triangelklang werden umschwirrt und umrauscht von wilden Streichern. Ruhephasen sind selten. Der Solist, Andrei Pushkarev, gibt pointierte Impulse.

Am Ende ist Kremer und Lisiecki der Jubel gewiss. Dies trotz des Eindrucks, dass manche kammermusikalischen Arrangements wenig überzeugen.