. . Uli Hausers „Geht doch - Wie nur ein paar Schritte mehr unser Leben besser machen“ ist mehr als ein Reisebuch. Es sind ein paar Bücher in einem.

„Wer geht, sieht im Durchschnitt mehr, als wer fährt“, wusste schon Goethes Zeitgenosse Johann Gottfried Seume und schrieb: „Ich bin der Meinung, dass alles besser gehen würde, wenn man mehr ginge.“ Während der aus Weimar fliehende Goethe seine Italienreise in der Postkutsche unternahm, ging Seume zu Fuß von Sachsen bis nach Sizilien. Und nannte seinen Reisebericht in koketter Bescheidenheit „Spaziergang nach Syrakus“.

Ganz so weit ist der Stern-Reporter Uli Hauser (55) nicht gekommen, aber er ging von Lüneburg nach Rom, in 100 Tagen. Und als er losging, nachdem er den Chef und die Liebste um Freigang gebeten hatte, war es „ein Mutausbruch ins Blaue hinein“, vielleicht über die Alpen bis Triest. Kaum war Hauser auf dem Weg, war das Ziel weg. Was da begann, war keine Selbsterfahrung, es war eine Selbstergehung: „Ich lernte meine Füße kennen.“ Und Deutschland, seine Menschen, Landschaften, Wege.

Was Uli Hauser nun unter dem Titel „Geht doch!“ veröffentlicht hat, ist aber mehr als ein Reisetagebuch, es sind einige Bücher in einem: – Eines, das nachdenkt über Mobilität und Taktung einer Gesellschaft, die immer schneller wird im Glauben daran, dass alles gutgehen wird. Und die doch immer weniger gut geht: Fahrstühle, Fahrräder, Fahrbahnen, Fahrkarten, bis gegen gesteigerte Fahrigkeit nur mehr Pharmazie hilft.
– Eines, das die Körperlichkeit des Gehens besser verstehen lässt. Über Muskeln wie den Gluteus maximus (den wir auf dem Bürostuhl plattsitzen), über Halswirbelsäulensyndrome und die meistens viel zu kleinen Schuhe, die wir für die Siebenmeilenstiefel unseres Alltags halten. Am Ende wird Hauser seine 15 Jahre alten Wanderschuhe weggeworfen haben und die Einlagen auch, die ihm der eine Fuß-Experte anfertigen ließ, während der nächste sie verdammte.
– Eines, das in unaufdringlicher Reisebuch-Manier Lust macht auf unterschätzte deutsche Landschaften, das Werratal, die „Thürengeti“, die Rhön, Franken.

Es ist aber auch ein Buch über die Endlichkeit des eigenen Wegs, ein Buch, das sich hin und wieder umdreht und zurückgeht in eine glücklich erfüllte Kindheit am Niederrhein. Ein weises Abenteuerbuch auch, das zeigt, wie kurz der Weg ist von der stolzen Feststellung bis zur bewegenden Aufforderung: „Geht doch!“ Man wird die Welt danach ein bisschen anders sehen. Und anders gehen.