Bochum. . Im Jubiläumsjahr hat Andrew Lloyd Webber sein Erfolgsmusical aufgepeppt. Neue Kostüme und Varianten kommen in den Bochumer Starlight Express.

Vom „Lord“ ist die Rede, wenn unterm Sternenhimmel fast schon ehrfürchtig über Andrew Lloyd Webber gesprochen wird. Wahrhaftig gilt der 70-Jährige Brite als eines der größtes Musik-Genies unserer Zeit. Umso bemerkenswerter, dass Sir Andrew in diesen Wochen die Zeit findet, gleich mehrfach nach Bochum zu reisen (kürzlich speiste er im „Franz Ferdinand“ am Stadtpark).

Der Komponist will seinem Starlight Express zu neuem Glanz verhelfen. Mehrere Millionen Euro nimmt die Produktionsfirma „Mehr Entertainment“ dafür in die Hand.

XXL Frühjahrsputz steht an

Zum 30. Geburtstag ist am Stadionring ein XXL-Frühjahrsputz im Gange. Vor einer Woche feierte das Musical alter Lesart einen rauschenden Abschied. Seither gleicht das Theater einer Baustelle. Erstmals in der Geschichte wird eine dreiwöchige Show-Pause eingelegt.

Mit neuer Technik soll das Erfolgsmusical wieder volle Fahrt aufnehmen.
Mit neuer Technik soll das Erfolgsmusical wieder volle Fahrt aufnehmen. © Ingo Otto

In einem „wohl einzigartigen Kraftakt“ (so Produktionsmanager Burkhard Koch) wird das Musical zukunftsfit gemacht. Dabei wacht Andrew Lloyd Webber penibel über sein Baby. „Hier wird kein Scheinwerfer ausgewechselt, kein Kostüm genäht, ohne dass der Lord nicht sein Okay gegeben hätte“, heißt es auf den Fluren.

Der Meister hat eine Menge zu tun

Der Meister hat allerhand zu tun. Denn etliche Neuerungen stehen an. Die nahezu komplette Licht- und Tontechnik wird ausgetauscht. 100 auswärtige Mitarbeiter, vielfach internationale Experten (der Tondesigner zeichnete 2017 für die Phil-Collins-Tour verantwortlich), sind rund um die Uhr im Einsatz. „Ein Großteil der Technik stammte noch aus den Anfangsjahren“, berichtet Burkhard Koch und verheißt: „Fortan können sich die Besucher bei Licht und Ton auf das Modernste freuen, was der Markt zu bieten hat. Das wird die Show noch rasanter, spektakulärer, mitreißender machen.“

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Das sollen zum Beispiel Projektoren gewährleisten, die das Bühnenbild ergänzen und u.a. virtuelle Schienen auf die Laufbahnen zaubern.

Koch: „So etwas gibt es weltweit nirgendwo anders. Das Publikum wird sehen, hören, fühlen, riechen: Es hat sich etwas verändert.“

Mehr Frauenpower ist vorgesehen

Gravierende Änderungen stehen auch im künstlerischen Bereich an. Schon seit Monaten ist bekannt (und bei Fans höchst umstritten), dass Papa auf dem Abstellgleis landet. In der neuen Show, die während der Bauarbeiten in einer leerstehenden Halle in Harpen einstudiert wird, gibt es erstmals eine Mama, verkörpert von der temperamentvollen Amerikanerin Reva Rice. So will Andrew Lloyd Webber dem Rollschuh-Dauerläufer größere Frauen-Power einhauchen.

Blick auf das Jubiläumsprogramm

Der „neue“ Starlight-Express wird erstmals bei sechs Preview-Vorstellungen präsentiert: eine Art öffentliche Probe, die der Feinabstimmung und einem letzten Technik-Test dienen. Die jeweiligen Vorpremieren finden vom 6. bis 10. Juni statt. Die Eintrittspreise sind um 20 Prozent reduziert.

Die Geburtstagsgala mit Rotem Teppich, Stargästen. Medienrummel und Andrew Lloyd Webber wird am 12. Juni gefeiert. Ab dem 14. Juni folgen mehrere „Jubiläumsshows“ mit Fotowand, Begrüßungssekt, Treffen mit Darstellern und Aftershow-Partys. www.starlight-express.de

Deshalb werden zwei weibliche Charaktere, die bislang eher als Anhängsel galten, gleichfalls abgeschafft: Der Raucherwagen Ashley und der Büffetwagen Buffy werden aus dem Verkehr gezogen und durch neue, „starke“ Frauenfiguren samt neuer Songs ersetzt. Einzelheiten? „Tut uns leid: Das bleibt noch ein Geheimnis“, sagt Sprecherin Friederike Gerwe.

Auch neue Kostüme und mehr Dialoge wird der Aufbruch in die neue Sternen-zeit bereit halten. Angst vor einer „Revolution“ müsse gleichwohl niemand haben, beruhigen die Öffentlichkeitsarbeiter. Bei allen technischen und künstlerischen Änderungen bleibe das Grundgerüst der Erfolgsproduktion erhalten. Heißt: Auch künftig macht Rusty das Rennen. Und selbstverständlich wird zum Finale weiter das Licht am Ende des Tunnels beschworen. Das alles nur mit noch mehr Herz, Wucht und Leidenschaft. Der Lord will es so.

Zahlen und Daten zum Starlight Express

89 Prozent aller Deutschen kennen den Starlight Express

Das wies 2017 eine Marktforschungsstudie aus. Die Allermeisten dürften das Musical mit Bochum in Verbindung bringen: beste Stadt- und Imagewerbung.

416.000 Besucher verfolgten in der vergangenen Spielzeit die Lok-Rennen

Bisher gab es 11.600 Shows. Über 16 Millionen Gäste waren es seit dem Start im Juni 1988: Weltrekord für ein Musical an einem Standort.

305 Mitarbeiter sind im Theater beschäftigt

Damit ist der Starlight Express auch ein bedeutender Arbeitgeber – auch wenn im Zuge der Jubiläumsshow einige Stellen im Orchester und in der Technik wegfallen.

49 Prozent der Besucher kommen aus NRW

Zehn Prozent kommen aus Baden-Württemberg, acht Prozent aus Bayern, jeweils sechs Prozent aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Die meisten verbinden den Musicalbesuch mit mindestens einer Übernachtung. Der Trend geht zu Zwei- oder Drei-Tages-Touren. Dabei steuern die Musical-Touristen gern auch das Planetarium, das Bergbaumuseum, das Dreieck oder den Tierpark an.

60 Millionen Euro Jahresumsatz beschert Starlight der Stadt

Davon profitieren neben Handel und Gastronomie insbesondere die Hotels – vorneweg das Acora am Nordring: Mit 50.000 Gästen im Jahr ist es das führende „Starlight-Hotel“.

646.000 Übernachtungen gab es 2017 in Bochum

Zum Vergleich: 1987 waren es 166.000. „Diese enorme Steigerung ist nicht nur, aber vor allem Starlight zuzuschreiben“, sagt Stadtwerber Thomas Weckermann. Augenfällig: 2008 und 2013 gab es in der Hotellerie sprunghafte Zuwachsraten von acht Prozent: Es waren die Starlight-Jubiläumsjahre, in denen die Show – wie auch jetzt wieder – erneuert und aufgefrischt wurde.

88 Prozent der Gäste zeigen sich „sehr“ oder „voll und ganz“ zufrieden

So heißt es in einer Befragung aus dem Jahr 2018. 64 Prozent stehen einem erneuten Besuch offen gegenüber. Beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft des Musicals, das besonders viele Frauen anlockt: 61 Prozent der Besucher sind weiblich.

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