. . Es beginnt mit dem Tod eines alten Mannes, der an sich schon eine Zumutung ist. Wer bitte stirbt in Syrien heutzutage noch eines natürlichen Todes? So fragt sich das zumindest dessen Sohn Bulbul. Selbst dessen 80-jährige Nachbarin ist schließlich „abgeschlachtet“ worden, weil das seit Jahren kriegszerrissene Land auch eine Oase für alle Kriminellen geworden ist.
Es beginnt mit dem Tod eines alten Mannes, der an sich schon eine Zumutung ist. Wer bitte stirbt in Syrien heutzutage noch eines natürlichen Todes? So fragt sich das zumindest dessen Sohn Bulbul. Selbst dessen 80-jährige Nachbarin ist schließlich „abgeschlachtet“ worden, weil das seit Jahren kriegszerrissene Land auch eine Oase für alle Kriminellen geworden ist.
Wer geschnappt wird, meldet sich eben zum Dienst an der Waffe. „Es gab den Tod durch Bombardierungen oder als Folge der Folter in den Gefangenenlagern; es gab den Mord nach einer Entführung zur Erpressung von Lösegeld; es gab den Schuss eines Heckenschützen; und es gab das Gefecht. Der Tod als Folge von Kummer oder körperlichem Verfall war eher selten geworden.“
Der Vater nötigt seinem Sohn am Sterbebett das Versprechen ab, in seinem Heimatort Anajiba begraben zu werden, der in der Nähe von Aleppo liegt. Bulbul macht sich mit seinem Bruder Hussain und seiner Schwester Fatima auf den Weg. Natürlich ist es eine völlig schwachsinnige Idee, eine Leiche von Checkpoint zu Checkpoint durch ein Kriegsgebiet zu transportieren, wo die Geschwister jederzeit mit Verhaftung, Erschießung, Verschleppung rechnen müssen. Selbstverständlich ist es absurd, für eine allzu schnell verwesende Leiche durch ein Land zu fahren, wo die toten Körper inzwischen in Massengräbern, Schutthaufen und Straßengräben liegen. Aber die Geschwister sehen sich alle miteinander in der Pflicht, gerade weil ihre Familie längst vorher zerbrochen ist.
Der syrische Schriftsteller Khaled Khalifa, Jahrgang 1964, hat einen klassischen Roadmovie-Roman geschrieben. In „Der Tod ist ein mühseliges Geschäft“ gibt er einen tiefen Einblick in die Verzweiflung, die der Zustand seiner Heimat bei ihm auslöst. Er ist in Aleppo geboren, lebt in Damaskus, schreibt weiterhin von dort, auch wenn seine Bücher in Syrien verboten sind. Der Roadtrip im Roman wird zu weitaus mehr als einer Klage über den Krieg.
In Rückblenden seiner Figuren erzählt Khalifa von den Rissen in dieser Gesellschaft und dem zermürbenden Leben in einer Diktatur. Da ist die Geschichte der Schwester des Verstorbenen, neben der er unbedingt beerdigt werden will, aus Schuldgefühlen, wie sich herausstellt, die als Erste ihres Ortes eine höhere Schule besucht hat und sich nicht zwangsverheiraten lassen wollte. Am Tag der Hochzeit hat sie sich selbst verbrannt. Da ist der Vater selbst, der in späten Jahren seine wahre Liebe findet und zum gesuchten Revolutionär geworden ist. So kommt es, dass die Leiche an einem Checkpoint verhaftet werden soll.
Da sind Bulbul, Fatima und Hussain, die alle drei ihr Leben an einem Punkt verpfuscht haben, die tatsächlich Gescheiterte sind. Bulbul, der eine Christin liebt, die ihn nicht heiraten konnte, der wegen seiner Herkunft aus der Gegend von Aleppo in Damaskus jetzt quasi als Dauerverdächtiger in dem Regime überleben muss und aus Furcht vor der Welt zum kleinen, sich duckenden Angestellten geworden ist.