LeEuwarden. . Leeuwaarden , Europas Kulturhauptstadt 2018, ehrt ihren großen Sohn MC Escher. Dabei war der viel lieber in Italien als im heimischen Friesland.
Maurits Cornelis Escher erlebt eine Renaissance. Seit 2002 hat MC Escher in Den Haag sein eigenes Museum, 2016 eine große Ausstellung in Brühl. Nun steht seine Geburtsstadt Leeuwaarden, diesjährige Kulturhauptstadt, vor der Frage, wie man dem berühmten Sohn der Stadt die Ehre erweist – und noch mehr Besucher in Frieslands Provinzhauptstadt lockt.
Die Antwort im Fries Museum lautet „Escher auf Reisen“, bietet also keine Nabelschau, wo er 1898 (im heutigen Keramikmuseum) geboren wurde, gewohnt und gelebt hat und 1972 starb. Die bittere Wahrheit für Leeuwaarden ist aber wohl die: Escher war lieber woanders. Vor allem im Süden. „Italien, die Landschaft, die Menschen, die sagen mir etwas. Die Schweiz nicht und Holland noch viel weniger“, sagt Escher noch 1968.
Escher-Selfie mit Blick in die Glaskugel
Das Museum hofft auf 120.000 Besucher, die sich 81 Originalgrafiken anschauen, oft sind die Bilder wie Diapositive punktuell beleuchtet, das schafft eine meditative, Atmosphäre. Bitte nicht übersehen: Eschers etwas verstecktes, nachgebautes römisches Arbeitszimmer. Dort kann man nicht nur Escher in einem Film erleben und an seinem Arbeitstisch virtuelles Holzschnitzen üben, sondern ein Escher-Stil-Selfie mit Blick in die Glaskugel machen und sich mailen.
Zu Eschers Zeiten malten Teenager noch: der 15-Jährige Kaufmannssohn reiste in die Bretagne, fotografierte, skizzierte. Sein Interesse war geweckt, das Talent entfaltete sich. An der Berufsschule wies ihm ein Zeichenlehrer die Richtung: Junge, lass das mit dem Architekturstudium, werde Grafiker. Und Escher gestand, dass es ihm schon immer eher ein Anliegen war, Gebäude zu zeichnen, die man garantiert nicht bauen kann, als echte Wohnstätten zu entwerfen.
Reisen veränderten Eschers Blick
Wer durch die vier großen Säle in der zweiten Etage des Kunstmuseums schlendert, wird alsbald bemerken, wie Escher auf seinen ersten Reisen präzise und fast naturalistisch Hügel und Städte der Toskana, der ligurischen Küste und auf Korsika im Holzschnitt verewigt. Und in der Folge dann San Gimiano zur „Stadt in den Wolken“ wird und Bonifacio auf Korsika einen ersten Eindruck von einer eigentlich unmöglichen Stadt vermittelt.
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Der Landschaftsgrafiker Escher entwickelt aus seinem Fundus realer Landschaften und Städte allmählich fiktive Städte und Landschaften. Das entscheidende zweite Element seiner grafischen Arbeit: die flächenfüllenden Muster, die bei ihm oft aus Fischen, Echsen und Vögel bestehen, hat er sich den maurischen Kacheln der Alhambra abgeschaut. Von 1922 bis 1937 lebte Escher im Süden, hatte 13 Jahre ein Atelier in Rom, eine Stadt, die ihm tagsüber zu unübersichtlich war und die er daher in vielen Nachtskizzen verewigte.
Spiel mit unmöglichen Perspektiven
Vor dem italienischen Faschismus flieht er zunächst in die Heimat seiner Frau, in die Schweiz, um sich Spanien zuzuwenden, ehe er wegen des drohenden Krieges wieder nach Friesland zurückkehrt. Seitdem sah er die Landschaft seiner Heimat offenkundig mit anderen Augen und begann dort ab den 50er Jahren seine Gebäude und Städte zu konstruieren, die mit unmöglichen Perspektiven spielen.
Er entdeckt, dass Friesland nichts anderes als ein flächenfüllendes Muster ist: eine Landschaft, die in weiten Teilen unter dem Meer liegt, vom Menschen trockengelegt und in Relief von Dörfern, Kanälen, Deichen und Weideflächen verwandelt. Sein großes Werk Metamorphose II, das von Beamern am Schluss des Rundgangs an die Wand geworfen wird, zeigt auch so etwas wie einen Flug über das Küstenland. Escher hat wieder nach Hause gefunden.