ESSEN. . Vom Ahnungslosen zum Faszinierten: Der französische Fotograf Tom Volf erkundet für das Kino den Kosmos der großen Sopranistin Maria Callas.
Diese Frau war ein Phänomen. Maria Callas, 1923 in Brooklyn geborene Tochter griechischer Einwanderer, stieg ab 1950 zum internationalen Star auf, weil sie eigenwillig und leidenschaftlich den Operngesang entstaubte, und weil sie eine aufregend schöne Frau war.
Trotz ihrer Erfolge und fortwährender Präsenz in den Medien erlag sie vereinsamt 1977 in Paris einem Herzinfarkt. Wenn 41 Jahre nach ihrem Ableben ein Kinofilm über die größte Operndiva des 20. Jahrhunderts erscheint, weckt das Misstrauen. Eigentlich ist über Callas ja alles gesagt; es gibt hundertfach Schallplatten- und CD-Veröffentlichungen, im Internet finden sich Mitschnitte ihrer Auftritte in der Scala, in Paris und in New York. Aber das nutzt wenig, wenn man nicht weiß, was es wo gibt, wie es heißt, und was es damit überhaupt auf sich hat.
Drei Bücher und ein Film
So ergeht es dem französischen Fotografen Tom Volf, als er 2013 nach einem Opernbesuch nach weiteren Interpretationen der „Lucia di Lammermoor“ sucht und so im Internet auf Maria Callas stößt. Volf (28) ist nachhaltig fasziniert, die nächsten vier Jahre wird er ein Callas-Projekt auflegen, das drei Bücher und eben diesen Film hervorbringt.
„Maria by Callas“ ist das Werk eines Fans, der beachtliche Fleißarbeit leistete beim Kuratieren und Restaurieren des vorhandenen Materials. So wurden etwa die in den Film aufgenommenen (nicht gekürzten) Callas-Arien digital bereinigt und neu abgemischt.
Ikone für Mode und Gesellschaft
Man begreift dank dieses Films, wieso Callas in der Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg auch zur Ikone für Mode und Gesellschaft aufstieg, aber er vergegenwärtigt auch, welchen Strapazen sie durch ständige Presseattacken ausgesetzt war. Dieser großartige Film ist erhellend, faszinierend und vor allem – er macht Lust auf Callas und damit auf die Welt der Oper.