. . Nach dem Schaufeln der Proletarier am eigenen Massengrab in der kommunistischen Baugrube jetzt eine Reise nach Tschewengur. Die Bolschewiken liquidieren hier für das klassenlose Paradies alle Bürgerlichen. Wie wunderbar, dass Suhrkamp ein Jahr nach der „Baugrube“ auch „Tschewengur“, das zweite Hauptwerk von Andrej Platonow (1899–1951) aus dem postrevolutionären Russland der 20er-Jahre, neu herausgebracht hat. Die im Untertitel angekündigte „Wanderung mit offenem Herzen“ ist ein wilder, hypnotisch anziehender, genauso witziger wie grauenerregender literarischer Ritt an der Seite mythisch verklärter Paradiessucher – mitten hinein in die Apokalypse.
Nach dem Schaufeln der Proletarier am eigenen Massengrab in der kommunistischen Baugrube jetzt eine Reise nach Tschewengur. Die Bolschewiken liquidieren hier für das klassenlose Paradies alle Bürgerlichen. Wie wunderbar, dass Suhrkamp ein Jahr nach der „Baugrube“ auch „Tschewengur“, das zweite Hauptwerk von Andrej Platonow (1899–1951) aus dem postrevolutionären Russland der 20er-Jahre, neu herausgebracht hat. Die im Untertitel angekündigte „Wanderung mit offenem Herzen“ ist ein wilder, hypnotisch anziehender, genauso witziger wie grauenerregender literarischer Ritt an der Seite mythisch verklärter Paradiessucher – mitten hinein in die Apokalypse.
Kopjonkin, ein Don Quichotte im Gefolge der Oktoberrevolution, absolviert ihn auf seinem Pferd namens Proletarische Kraft und verzehrt sich unterwegs vor zärtlicher, zwangsläufig unerwiderter Liebe zu Rosa Luxemburg. Er weiß genau, dass die Revolutionärin im fernen Berlin ermordet ist, und spürt doch unvermindert sowie als Einziger überhaupt in Platonows wundersamem Universum auch körperlich „heiße Sehnsucht“. Auf dem Weg nach Tschewengur, wo der Kommunismus verwirklicht sein soll, treibt Kopjonkin den Gaul jeden Morgen mit dem Kommando „Rosa“ an.
Natürlich durfte der 1927/28 geschriebene Roman unter Stalin genauso wenig erscheinen wie die zwei Jahre später geschriebene und nicht minder apokalyptische „Baugrube“.
In „Tschewengur“ verblüfft die bruchlose Verknüpfung von altertümlich religiösen mit zeitlos utopischen Heilsmotiven sowie zugleich absurd komischen mit gnadenlos realistischen Schilderungen des Jetzt. In der glänzenden Übersetzung von Renate Reschke (nach der Erstveröffentlichung 1990 neu überarbeitet) gibt es kaum eine Seite ohne sprachlich überraschende, lyrisch schöne Sätze, die man nur einmal lesen möchte.