Oberhausen. . Disney-Show erzählt Geschichte eines Teenagers in Südamerika. Hauptdarstellerin Karol Sevilla singt auf Spanisch. TV-Seifenoper auf Arena-Bühne.

Nein, Ostereier suchen sie am Samstag noch nicht in der König-Pilsener-Arena. Aber was die gut gelaunten Mädels und Jungs – die meisten von ihnen gerade erst volljährig – da oben auf der Bühne so munter ausplaudern, hört sich schon nach einer Schnitzeljagd für Linguisten an. „El Mágico“, „Si“, „No“, „Yes“, „Amazing“, „Oberhausen…“ Ein paar Happen Deutsch, viel Englisch, aber meistens auf Spanisch bringen die Schauspieler der argentinischen TV-Seifenoper Soy Luna eine Show so bunt wie alle Regenbogenfarben auf die Bühnenbretter der Arena.

Viele Fans zwischen sieben und 13 Jahren alt

„Aplauso“, „aplauso…“ Die Helden aus dem Kinderzimmer versetzen die jungen Fans zügig in Jubelstimmung – und bringen zugleich reihenweise Eltern ins Staunen. Gleich zwei Auftritte locken am selben Tournee-Tag nach Oberhausen: 4500 Fans schmachten am Nachmittag, 6500 Anhänger sind es am Abend. Es ist ein Phänomen, nicht nur auf der Mattscheibe, sondern auch angesichts der hier versammelten absoluten Beginner im Konzert-Kosmos. Im Schnitt sind die Fans erst zwischen sieben und 13 Jahre alt, die sich durch das Sprach-Gewirr kämpfen. Viele, die hier auf den Sitzen hocken und dann schnell auf und ab springen, sehen ihre erste Show in einer Konzerthalle überhaupt.

Kurzes Kleid, hohe Schuhe: Karol Sevilla als „Luna“.
Kurzes Kleid, hohe Schuhe: Karol Sevilla als „Luna“. © Michael Dahlke

Die Luft riecht nach Popcorn. Etliche Freundinnen-Gruppen tragen bunte Soy-Luna-Fähnchen in der Hand und wirbeln ordentlich mit dem Stoff umher. Die Aufpasser an der Seite, wahlweise Vater, Mutter und Großeltern, wippen mal mehr, mal weniger zum gleichmäßigen Rhythmus der Musik mit. Die Klänge kommen ihnen allen gleichermaßen bekannt vor. Kein Wunder, die gleichnamige Serie läuft seit zwei Jahren im Disney Channel rauf und runter.

Worum geht‘s überhaupt? Soy Luna (schnell übersetzt: Ich bin der Mond) erzählt die Geschichte von, nun, dem Teenager Luna, der mit den Eltern aus dem mexikanischen Cancún in die argentinische Metropole Buenos Aires umzieht. Dort erwartet Luna der ungewohnte Alltag auf einer Eliteschule, eine schon mächtig fremdelnde neue Umgebung, aber auch neu gewonnene Freundschaften auf einer Rollschuhbahn. Die Story muss man den jubelnden Luna-Fans in der Arena nicht erklären. Auch nicht, dass die 18 Jahre alte und aus Mexiko stammende Hauptdarstellerin Karol Sevilla, die in Oberhausen in ihrem purpurnen Ausgehkleid umher stolziert, längst so etwas wie ein junger Weltstar ist.

„Muchas Gracias“ und „Thank You“

Aber für die Fans in der Arena ist Karol sowieso nur „Luuuna“. Der langgezogene Name schallt in ruhigeren Passagen häufig durch das dunkle Halleninnere. Der junge Teenager antwortet mit kurzen Blicken auf den blinkenden Großleinwänden. Mal gibt es ein „Muchas Gracias“, dann wieder ein „Thank You“ oder eben auch das „Dankeschön“. Es läuft weiter alles quer durcheinander - die Szenerie ist mächtig quirlig. Wie in einer Rollschuhdisco fährt ein Teil der Darsteller-Riege als Skater über die grell beleuchtete Bühne. Konzert? Musical? Show? Bei Soy Luna ist das alles ganz normal.

Logisch, die spanischen Lieder summen viele junge Zuschauer problemlos mit. Viele Laien im Begleitpersonal, die sich an der Mischung aus Songs und Schauspiel zu orientieren versuchen, gehen dagegen in der spanisch-englisch-deutschen Dialog-Quaste ordentlich baden.

Glückliche Kindergesichter

Doch auch, wer gar nichts versteht, weiß letztlich recht fix, was die jungen Schauspieler mimen: Auch bei der Grundschul-Seifenoper geben viel Herz und ein wenig Schmerz den Rhythmus der Geschichte vor. Wenn Luna mit Freundinnen Arm in Arm durch die Kunterbunt-Kulisse spaziert, steht innige Freundschaft auf dem Stundenplan. Fiese Gegenspieler und schüchterne erste Küsse sollen für Spannung sorgen.

Im Schnitt sind ihre Fans 7 bis 13 Jahre jung:  Karol Sevilla wirbelte als „Luna“ am Osterwochenende in der Arena über die Bühne.
Im Schnitt sind ihre Fans 7 bis 13 Jahre jung: Karol Sevilla wirbelte als „Luna“ am Osterwochenende in der Arena über die Bühne. © Michael Dahlke

So wird gesungen und im Konfetti-Regen gelacht: Das kommt an. Glückliche Kindergesichter verlassen nach knapp zwei Stunden die Arena. Die Ticketpreise gehen zwischen knapp 40 und happigen 112 Euro für die ersten Reihen weit auseinander. Manche tragen noch schnell ein Luna-Shirt (30 Euro am Geschenkestand) mit nach Hause. Und noch immer rätselnde Erwachsene müssen auf eine Übersetzung für diese Kinderzimmer-Schwärmerei nicht bis zum Mondschein warten: Soy Luna verbindet „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ mit dem „Starlight Express“, „Disney Club“ und „Telekolleg Spanisch“. So - oder zumindest so ähnlich.

>>> ERST VIOLETTA, JETZT SOY LUNA

Die Serie Soy Luna wurde maßgeblich von den TV-Machern Jorge Nisco und Martin Saban inszeniert. Die beiden Kreativen waren bereits für die Disney-Serie Violetta verantwortlich. Diese südamerikanische Serie mit der beliebten Hauptdarstellerin Martina Stoessel lief zwischen 2012 und 2015 auf dem Kindersender und erreichte ebenfalls weltweite Popularität.

Die Argentinierin Stoessel war bei Soy Luna auf dem TV-Bildschirm kurzzeitig in einer Gastrolle zu sehen. Die passende Bühnen-Show zu Violetta gastierte 2015 und 2017 ebenfalls in der Arena.