Bonn. . 173 Werke von 81 Künstlern, die in Deutschland arbeiten, hat die Bundesrepublik von 2012 bis 2016 angekauft. Der für den Kunstmarkt eher niedrige Durchschnittspreis von 10 000 Euro pro Werk lässt ahnen, dass es nicht um Repräsentationskunst geht, die an Kanzleramt oder Bundestag zieren soll. Repräsentativ ist die 1,7-Millionen-Euro-Anschaffung aber doch, denn die Kunstsammlung des Bundes, die 1970 ein Kanzler namens Willy Brandt ins Leben rief, soll nicht nur junge Künstler fördern, sondern auch spiegeln, was sich in der Kunst tut.

173 Werke von 81 Künstlern, die in Deutschland arbeiten, hat die Bundesrepublik von 2012 bis 2016 angekauft. Der für den Kunstmarkt eher niedrige Durchschnittspreis von 10 000 Euro pro Werk lässt ahnen, dass es nicht um Repräsentationskunst geht, die an Kanzleramt oder Bundestag zieren soll. Repräsentativ ist die 1,7-Millionen-Euro-Anschaffung aber doch, denn die Kunstsammlung des Bundes, die 1970 ein Kanzler namens Willy Brandt ins Leben rief, soll nicht nur junge Künstler fördern, sondern auch spiegeln, was sich in der Kunst tut.

Diesen Spiegel breitet nun die Bundeskunsthalle in Bonn mit einem Großteil der erwähnten Neuzugänge aus. Man erkennt darin die bunte Republik Deutschland. Vom Assemblage bis Zeichnung sind alle Spielarten aktueller Kunst vertreten, und mindestens jeder dritte unter den Angekauften ist jenseits deutscher Grenzen verwurzelt, mehr oder minder. Das betont der höchst abgegriffene Titel der Ausstellung („Deutschland ist keine Insel“) genau wie ihr Entree: Rechts die Klanginstallation des Nigerianers Emeka Ogboh, der Hoffmann von Fallerslebens „Lied der Deutschen“ nach der Melodie von Haydns Kaiserquartett in zehn verschiedenen afrikanischen Sprachen von Ibo bis Lingala singen ließ und daraus einen Kanon zusammenstellte, der den Besuchern der Bundeskunsthalle noch eine ganze Weile in den Ohren klingen wird in ihrer fremden Vertrautheit.

Und links dann neun Zeichnungen des Niederländers Erik van Lieshout, dessen Büro ja auch das Bar-Gebäude der Ruhrtriennale vor der Bochumer Jahrhunderthalle entworfen hat („The Good, The Bad, The Ugly“) aus dem Jahr 2015: Mit einem Globus in Stürmen, mit einer „Welcome“-Quadriga des Brandenburger Tors, bei der zwei Pferde schon vom Geschirr befreit sind, mit einer collagierten Badenixe vor einem Flüchtlingsboot und Gedrängel an einem Absperrgitter.

Multimedia, „Kältestrahlen“-Fotos

Zum Glück belässt es die Ausstellung nicht bei einer regierungstreuen Selbstfeier neudeutscher Integrationsqualitäten. Sie bietet, wie könnte es anders sein, Vielfalt. .Zwei kunstvoll mit Horizontlinien verkratzte Lackbilder von Anne Imhof kaufte die fünfköpfige Kommission, noch bevor die Frankfurterin im vergangenen Jahr auf der Biennale in Venedig zum Shooting Star wurde. Bei dem Neuseeländer Simon Denny geht es multimedial um Berlins zweischneidigen Status als weltweite Start-Up-Hauptstadt, die gebürtige Marlerin Antje Majewski malte Gegenstände, die Frauen im KZ Ravensbrück geschnitzt haben, und für eng bekritzelten „Kältestrahlen“-Polaroids des Paranoikers Horst Ademeit ist in der Bundeskunstsammlung genauso Platz wie für die Raum-Objekte der unterschätzten Charlotte Posenenske oder die Motor-Fotos, mit denen Remy Markowitsch an den verkannten VW-Ingenieur Joseph Ganz erinnert.

Bundeskunsthalle Bonn, bis 27. Mai. Eintritt: 10 €, Katalog: 29 €.