. Er war der Mann für markante Nebenrollen. Aber ausgerechnet sein letzter Film stellt Harry Dean Stanton ins Zentrum: „Lucky“.
Von dem verstorbenen Filmkritiker Roger Ebert stammt der Satz, dass ein Film mit Harry Dean Stanton als Nebendarsteller nicht völlig schlecht sein könne. Tatsächlich war es das Schicksal dieses wunderbaren, knorrigen Schauspielers, dass er Zeit seines langen Lebens und in weit mehr als 100 Kinofilmen fast immer nur der „Bit Player“ war, der sich aber mit seinen prägnanten Auftritten schnell unentbehrlich machte.
Wim Wenders erkannte das – und machte ihn 1984 zum Hauptdarsteller in „Paris, Texas“. Nun hat auch der Schauspieler John Carroll Lynch diesen großen alten Mann des Kinos mit seinem Debütfilm „Lucky“ noch einmal groß herausgebracht. Es war höchste Zeit, denn Harry Dean Stanton ist im September letzten Jahres mit 91 Jahren gestorben.
Abschiedsrolle eines besonderen Typen: Harry Dean Stanton diese Woche als „Lucky“ im Kino
Auf ganzer Leinwandbreite liest man zu Beginn den Schriftzug „Harry Dean Stanton is Lucky“, der nun wahrlich nicht übertreibt. Stanton spielt hier zwar einen Typen namens Lucky, doch eigentlich spielt er einfach nur sich selbst. Wir sehen einen betagten Mann am Morgen mit erstaunlicher Kraft seine Liegestütze machen, um danach sein tägliches Ritual zu absolvieren.
Er frühstückt im Diner dieses Wüstenkaffs, kauft Zigaretten, schaut Quizsendungen im Fernsehen und hängt abends mit einer Bloody Mary in seinem Stammlokal ab. Hier trifft er auf die immer gleichen Gesichter mit ihren skurrilen Sorgen und Nöten. Wie dieser seltsame Typ, der einer Schildkröte sein ganzes Vermögen vermacht haben soll, obwohl sie sich inzwischen auf und davon gemacht hat. Der Regisseur David Lynch spielt diesen schrägen Zeitgenossen als eine Art späten Liebesdienst, denn er hat Stanton in vielen seiner Filme auftreten lassen.
David Lynch als Gast-Star erweist dem Außenseiter Harry Dean Stanton die Ehre
Etwas ändert sich in Luckys Leben, als er mitten in seiner Küche plötzlich einen Schwächeanfall erleidet und er daraufhin mal wieder seinen Arzt aufsucht. Der findet zwar nichts, erinnert den Patienten aber an sein hohes Alter, das unweigerlich in Richtung Tod marschiere. Es ist ein Ereignis in diesem so entspannt wirkenden Film, wenn der Schauspieler mit seiner Figur zusammenfließt und sich beide plötzlich mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert werden.
Ein Lächeln zum Abschied
Zunächst wirkt das fast ein wenig melancholisch, dann aber festigt sich der Entschluss, jetzt erst recht zu leben. Wenn er plötzlich bei einem Kindergeburtstag ganz ohne Ankündigung ein mexikanisches Volkslied anstimmt, dann ist das auch eine Erinnerung an den Sänger Harry Dean Stanton, der in seinen Filmen immer mal wieder Gebrauch von seiner Begabung machen konnte.
Lucky findet schließlich eine Methode, um sich gegen den Tod zu wehren: Es braucht eigentlich nur ein Lächeln. Und so lächelt uns Harry Dean Stanton am Ende noch ein letztes Mal von der Leinwand an.