Oberhausen. . Kabarettist Fritz Eckenga denkt im neuen Programm nach: über sich als Künstler, sein Publikum und die Gesellschaft an sich
Kommt ein Kabarettist auf die Bühne und feuert („Bäm, bäm, bäm!“) seine Poin… Ach, nee, das war ja jemand anderes.
Fritz Eckenga funktioniert so nicht, deshalb fangen wir noch mal von vorn an: Schwarze Bühne, durch den Raum bahnt sich Richard Strauss‘ „Also sprach Zarathustra!“ den Weg in den Saal, Spot auf eine monolithenartige Stehlampe, aus der Nebel schießt, das Licht geht an – und ungelenk im Gorillafell-Overall stolpert Fritz Eckenga auf die Bühne. Fehlt nur noch, dass der Künstler wie in „2001 – Odyssee im Weltraum“ einen blanken Knochen gen Himmel schleudert.
Ein wahrhaft epischer Einstieg, den Eckenga bei der Premiere seines Programms „Nehmen Sie das bitte persönlich“ im Oberhausener Ebertbad liefert. Doch im Universum Eckenga sind ein paar Fixsterne verschoben. Das Licht stimmt nicht. Und dann diese Aufgeregtheit, auch nach all den Jahren. Die Angst, die der Künstler versucht, einfach wegzuatmen – oder wie in Eckengas Fall dann besser gleich wegzurauchen.
Jetzt mal was aus dem Programm machen?
Eckenga baut dieses neue Programm aus zu einer großen Reflexion über sein Dasein als Künstler, sein Verhältnis zum Publikum und zur Gesellschaft an sich. Dieser Bruch in der Trennung von Bühnengeschehen und Betrachtern ist reizvoll, fordernd und amüsant zugleich. Eckenga sagt immer mal wieder „Jetzt könnte ich eigentlich mal was aus dem Programm machen“, greift zur Kladde, schaut kurz rein – und legt sie wieder weg, um weiter laut nachzudenken.
Zum Beispiel über seine bekannte Rolle des Fußballmanagers, der so ganz anders wegatmet, raucht und mit einem über den Zigarrenqualm moppernden Publikum umgegangen wäre, als er selbst. „Pass ma auf, du Peias! Da drüben inne Wand hat der Maurer für dich das Loch gelassen. Und ich erlaube dir jetzt, dass du zum Nichtrauchen nach draußen gehst.“
Warum ist ein sympathischer Rassist lustig?
Es ist nicht die einzige Figur, die an diesem Abend wieder zum Leben erweckt wird. Kurz taucht auch der Bademeister mit markigen Beckenrand-Sprüchen auf – und Eckenga sinniert, dass es sich um eine Art sympathischen Rassisten handelt, und fragt, was man daran lustig findet. Dass dieser Kleingeist vorgeführt wird? Oder dass man vielleicht selbst eine Kleinigkeit von seiner Einstellung in sich trägt?
Eckenga geht ein auf seine Rolle als vermeintlicher Dienstleister im Lachgewerbe. Er wagt einen Monolog mit seinem toten Oppa. „Oppa, wo bist Du? – Na, inne Cloud!“. Und streut beiläufig Gedichte ein.
Dass dies zum runden Abend wird, bei dem die einzige Voraussetzung fürs Publikum ist, dass es nicht das Gehirn abschalten darf, ist Eckengas Kunst als reflektierter Unterhalter zu verdanken. Und dabei ist er diesmal wirklich... ganz persönlich.
Live: 8.3. Wuppertal, Barmer Bahnhof, 9.3. Dortmund, Fritz-Henßler-Haus, 11.3. Düsseldorf, Zakk, 16.3. Gelsenkirchen, Kaue, 21.3. Unna, Lindenbrauerei, 12.4. Hamm, Maximilianpark, 18.4. Herne, Flottmannhallen, 21. 4. Witten, Saalbau, 4.5. Recklinghausen, Ruhrfestspiele. Weitere Termine: www.eckenga.com