Dortmund. . „Schichtwechsel“ geht im Deutschen Fußballmuseum in Dortmund dem Zusammenhang zwischen Bergbau und Revierfußball nach. Der war offenbar eng

Sie nennen es den „Bolzplatz der Zukunft“, aber MSV-Veteran Bernhard Dietz kennt das aus seiner Kindheit, und die ist locker 55 Jahre her. Doch von vorn: Vom 21. März an wird vor dem Deutschen Fußballmuseum in Dortmund jener Bolzplatz der Zukunft liegen, und sein vermeintlicher Clou besteht darin, dass dort zwei Mannschaften auf drei Tore spielen können.

Wegen des schnellen Umschaltspiels, erzählt Museumsdirektor Manuel Neukirchner am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Woraufhin seinem Sitznachbarn Dietz (69) einfällt: „Das haben wir früher auch schon so gespielt.“ Sowas nennt man Grätsche.

Die erste England-Reise einer deutschen Mannschaft

Doch der Bolzplatz ist ja auch nur das Vorspiel zu etwas anderem. Am 21. Dezember 2018 schaltet das Ruhrgebiet seine letzten Kohlehobel ab, und aus diesem Anlass zeigt das Fußballmuseum von März an über mehrere Monate die Ausstellung „Schichtwechsel – Fußball Leben Ruhrgebiet“.

Fußball unter Fördertürmen: Denn es geht darin um den Zusammenhang zwischen Bergbau und Revierfußball, dargestellt an zwölf in die Dauerausstellung integrierten Exponaten, dem berühmten Bolzplatz und einem „Zukunftsraum“.

Der Fußballschuh von Helmut Rahn gehört zur Ausstellung
Der Fußballschuh von Helmut Rahn gehört zur Ausstellung

In „Schichtwechsel“ steht dann etwa eine Dampfboot-Broschüre aus dem 19. Jahrhundert für die erste Reise einer deutschen Fußballmannschaft überhaupt – aus Duisburg – nach England und deren überaus schmerzhafte Bilanz. Um jetzt mal die Kollegen aus dem Jahre 1896 zu zitieren: „46 zu 0 in vier Spielen. Welche Schmach!“

„Urknall des deutschen Fußballs“

Andere Themen sind „der Urknall des deutschen Fußballs“ (Neukirchner), das 3:2 gegen Ungarn 1954 durch den Essener Helmut Rahn. Oder der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswunder und dem Aufschwung von RWE, BVB und S04 – sowie der gemeinsame Abschwung, der mit dem Zechensterben kann.

Am Rande klären sich auch, wenn man nur darum bittet, Fragen wie die, warum „Schalker Kreisel“ heute „Tiki Taka“ heißt. Oder wie der MSV es schaffte, Vizemeister zu werden in der ersten Bundesliga-Saison zur weitestgehenden Verblüffung aller Fußball-Fachleute: „Wo ist eigentlich dieses Meiderich?“

„Eine Woche Drecksarbeit“

Zu dem Zusammenhang kann auch Bernhard Dietz noch etwas sagen. Da erinnert er sich an die Ortsderbys in Bockum-Hövel, wo er als Jugendlicher lebte, Spielvereinigung gegen Arminia, und wenn er da ein Tor für die Falschen schoss, dann kam in seinem Metall verarbeitenden Betrieb, „kannste dir vorstellen, eine Woche Drecksarbeit.“ Es war nicht alles schlecht.