Duisburg. . „Wat ‘n Theater, man“, das neue Album des Ruhrpottbarden Frank Baier, gerade 75 geworden, ist der Soundtrack zur Lebensreise eines Liedermachers.
Regale, vollgestopft mit Büchern und Platten, wuchern bis in die Küche hinein: Frank Baier wohnt im Ziegel-Reihenhaus der Zechenkolonie Rheinpreußen in Duisburg-Homberg, das gar nicht mehr stünde, wenn nicht eine Bürgerinitiative mit Baier mittenmang in den 70er-Jahren mit Demos und Hungerstreiks den Abriss im Auftrag einer Bank verhindert hätte. Frank Baier, Liedermacher und einer der letzten Ruhrpottbarden, ist gerade 75 geworden – und hat noch einmal ein Album mit 13 Songs zusammengestellt: „Wat ‘n Theater, man“. Der älteste, von 1976, ist einer von drei Skiffle-Titeln. Skiffle? „Son Dingen zwischen Schnulze und Pop“, behauptet der Song „Regen aus Kohlenstaub“, und auch im Revier ein Geburtshelfer von Beat und Rock.
Begleitmusik zur Baierschen Lebensreise
Das Album bietet Begleitmusik zur Baierschen Lebensreise, was in realistischer Widersprüchlichkeit vom pessimistischen Blick auf die Gegenwart (im Titelsong) bis zur utopiegläubigen Rio-Reiser-Hymne „Schritt für Schritt“ reicht. Die Konzert-Aufzeichnung von Baiers Duett mit dem madegassischen Sänger Tselonina in dessen Heimat ist technisch unzulänglich, aber ein Dokument; „Tanze das Leben“ wiederum, das Baier vor drei Jahren zur „Quetsche“ anstimmte, mag mustergültig für Baiers Manier stehen, aus begrenzten sängerischen Fähigkeiten ein Stilmittel von erfrischender Ruppigkeit zu machen. Es singt, wie oft auf diesem Album der fröhliche, freche, freie Baier, der auch seine Autobiografie nicht von ungefähr „Tanze das Leben“ nennen will.