Eine Million Besucher! Wie geht Erfolg im Volkstheater? Sechs Fragen an den Chef des Mondpalastes: Christian Stratmann.
Hat Sie das Aus fürs Millowitsch-Theater überrascht?
Stratmann: Nein, Peter Millowitsch hat das ja früher schon angedeutet. Aber davon abgesehen: Die Ära ist vorbei.
Wundert Sie das?
Ehrlich gesagt: nicht! Das ist ja ein ganz netter Kerl. Aber Volkstheater muss eben jung sein, muss jung bleiben und das war bei Millowitsch, glaube ich, nicht mehr der Fall.
Sie haben im Herbst den einmillionsten Besucher begrüßt, scheinen als Haus äußerst ungefährdet, was machen Sie, damit es läuft?
Wir haben auch Tiefs erlebt, aber eben dann sofort darauf reagiert. Für mich sind es eine ganze Reihe von Punkten, die stimmen müssen. Es hängt immer auch an Personen. Mein Lieblingsjob als Prinzipal ist die Begrüßung der Gäste, jeden Abend. Die kommen von Harsewinkel oder Köln bloß unseretwegen – die muss man einfach herzlich begrüßen. Und dann muss man richtig gute Schauspieler haben, Menschen, die die Leute im Publikum packen.
Wie ist das Verhältnis Arbeit/Glück bei Ihrem Erfolg?
90 Prozent sind Arbeit, zehn Prozent sind Glück. Das Stück ist der Schlüssel. Im Grunde will ich live das haben, was Ohnsorg früher war: dass eine ganze Familie davor sitzt, dass der Enkel genauso lachen kann wie die Oma. Übrigens kommen immer mehr ganze Familien zu uns. Ich glaube nicht, dass das bei vielen anderen Theatern so ist.
Wen oder was sehen Ihre Besucher auf der Bühne?
Typen, von denen wir alle sagen können: „Den kenn’ ich. Die is’ ja wie unser’ Tante Gerda.“ Das scheint mir bei Komödien, die Millowitsch gespielt hat, nicht so der Fall. Der Wiedererkennungseffekt ist das A und O bei uns. Darum haben wir immer richtig viele Schauspieler auf der Bühne, da ist für jeden einer dabei. So ein Theater braucht Identifikationsmöglichkeiten!
Am Volkstheater scheinen Sie keinen Zweifel zu haben. Wer ist eigentlich „das Volk“ im Volkstheater?
Das Volk, das sind wir, Du und ich, und ganz bestimmt nichts, auf das man von Ferne guckt.