Essen. . Was die Museen von Bonn bis Hagen, von Münster bis Duisburg in diesem Jahr geplant haben – zwischen Antike und Gegenwart, Rokoko und Bauhaus.

Die eine große Ausstellung, der alle entgegenfiebern, wird es in diesem Jahr noch weniger geben als im vergangenen, als zumindest die Bonner und Berner Gurlitt-Schauen mit einiger Spannung erwartet wurden, weil man endlich zu sehen bekam, worüber bis dato jahrelang nur geraunt worden war.

Das Ergebnis machte zweierlei bewusst. Zum einen: Welch eine Leistung eine stimmige, nach durchdachten Kriterien erstellte Sammlung doch sein kann (weil das Gurlitt-Konvolut ja nur das Ergebnis von gewitzt genutzten Gelegenheiten ist – bei der Beschaffung durch Vater Hildebrand genauso wie bei den nach Marktwert vorgehenden Verkäufen durch Sohn Cornelius). Und zum anderen: In Zeiten, da viele Museumsbesucher vieles schon gesehen haben, sind historische Erkenntnisse über Kunstmarkt-Kapriolen, Raubkunst-Verbrechen und Grauzonen oft nicht weniger interessant als die eigentlichen Werke. Schon das ist ein guter Grund, auch in diesem Jahr mehr als nur ein Auge auf die Ausstellungen an Rhein und Ruhr zu werfen. Hier ein Ausblick:

Expressionisten

Die Bundeskunsthalle in Bonn zeigt mit Ernst Ludwig Kirchner den neben Max Beckmann vielleicht bedeutendsten Expressionisten (ab 16. November) mit bildlich „Erträumten Reisen“, während das Museum Ludwig in Köln die Eigenständigkeit der Malerin Gabriele Münter herausarbeiten will („Malen ohne Um­sch­weife“, ab 15. September). Mit Edvard Munch ist im Essener Museum Folkwang ein Ahnvater dieser Kunstrichtung zu Gast, allerdings nur mit einem, wenn auch sehr berühmten Bild „Die Mädchen auf der Brücke“ aus dem Munch-Museum in Oslo (16. Februar - 22. April).

Ehepaar Albers

Die Düsseldorfer Kunstsammlung NRW würdigt Anni Albers als renommierteste Textilkünstlerin des 20. Jahrhunderts mit einer Retrospektive (9. Juni - 9. September), während sich die Essener Villa Hügel dem Kern des Schaffens von Josef Alber s widmet: „Die Magie der Farbe. Interaction“ (16. Juni - 7. Oktober).

Alte Kunst

Das Wuppertaler von-der-Heydt-Museum setzt seine Reihe der kulinarischen Ausstellungen mit einer Schau über das französische Rokoko fort – nicht ohne die gesellschaftlichen Implikationen dieser ebenso sinnlichen wie luxuriösen Kunst zu betonen, Titel also: „Aufbruch zur Freiheit“ (ab 30. Oktober).

Die Bundeskunsthalle Bonn widmet sich ab dem 28. September den „Malerfürsten“, deren Blütezeit das 19. Jahrhundert war: Hans Makart, Franz von Lenbach, Friedrich August von Kaulbach oder Franz von Stuck. Oft eher mittelmäßige Künstler schaffen sich ein Image durch Selbstinszenierung in neuen Massenmedien, durch Atelierfeste und Interviews, was wiederum den Verkauf ihrer Werke beflügelt – bis heute.

Fotografie

Die Ludwig Galerie Schloss Oberhausen lässt mit rund 200 Fotografien der Nicola Erni Collection unter dem Titel „Shoot shoot shoot“ das Lebensgefühl der 60er- und 70er-Jahre noch einmal pulsieren, von Bardot bis Yves Saint Laurent, fotografiert von Riesen wie Richard Avedon, Bert Stern oder Helmut Newton (21. Januar - 27. Mai).

Die Stärken einer Sammlung schlagen sich auch im Kölner Museum Ludwig fotografisch nieder, wo es dokumentarisch-künstlerische Fo­to­gra­fien von Diane Ar­bus über Walker Evans und Lee Friedlander bis August Sander aus der Schenkung der Familie Barten­bach zu sehen gibt (ab 31. August).

Nachkriegskunst

Das Kunstmuseum Alte Post in Mülheim verschafft dem örtlichen Leinwandhelden Heinrich Siepmann (1904−2002) noch einmal einen großen Auftritt – als „Impuls Junger Westen“ (28. Januar - 15. April). Das Hagener Osthaus-Museum zeigt den Aktionskünstler und Blutrauschgoldengel Hermann Nitsch (ab 21. Oktober). Die Bundeskunsthalle widmet der großen Schmerzensfrau Marina Abramović eine große Retrospektive (20. April - 12. August). Das Essener Folkwang hebt die beiden großen Grafiker Roland Topor („Panoptikum“, 29. Juni – 30. September) und Klaus Staeck („Sand fürs Getriebe“, 9. Februar - 8. April) aufs Tapet.

Und sonst...

Der Düsseldorfer Kunstpalast lenkt den Blick auf echte Ausnahme-Bilder aus mehreren Jahrhunderten, nämlich auf die bislang wenig beachtete Schwarz-Weiß-Malerei von Dürer bis Eliasson, von Rembrandt bis Gerhard Richter, von Tiepolo bis Josef Albers (22. März - 15. Juni): „Black & White“ mit hochklassigen internationalen Leihgaben.

Das Münstersche Museum für Kunst und Kultur widmet sich mit vier weiteren Museen der Stadt in einem großangelegten Projekt dem „Frieden“ in der Kunst „von der Antike bis heute“ (28. April – 2. September).