Bonn. . Das August-Macke-Haus in Bonn vergrößert sich mit einem neuen Anbau. In Mackes Wohnhaus gibt es Multimedia, im Neubau Wechselausstellungen.
In Bonn hat August Macke (1887-1914) vielleicht nicht seine besten, nicht seine bedeutendsten Bilder gemalt – aber allemal die meisten, weit mehr als die Hälfte seiner insgesamt 600 Gemälde. Und hier wuchs der in Meschede geborene Maler des Lichts und der klaren Farben auf, Bonn war der Ruhe- und Angelpunkt seines 27 Jahre kurzen Lebens: Hier ging er zur Schule, hier lernte er mit 15 seine spätere Frau Elisabeth kennen, Tochter eines Fabrikbesitzers, deren Erbe dem Paar ein sorgenfreies Leben ermöglichte.
Nach Bonn kehrte August Macke, enttäuscht von der Akademie-Ausbildung in Düsseldorf, erfüllt von den Lehrstunden bei Lovis Corinth in Berlin und von einer kurzen Zeit am Tegernsee wieder zurück, um am damaligen Stadtrand auf der Ecke Bornheimer Landstraße/Hochstadenring ein Wohn- und Atelierhaus zu beziehen. „Das Atelier war für ihn natürlich die Hauptsache“, schreibt Elisabeth Macke in ihren Erinnerungen, „es hatte große Fenster nach drei Seiten und ein großes Oberlicht. Man konnte weit in die Gegend sehen, die Ringstraße hinauf bis zur Kölner Chaussee. Es war eine belebte Straße, die täglich anregende Bilder bot: Kinder, die in langen Reihen zur Schule zogen, Soldaten, die zur Kaserne marschierten, Husaren auf ihren Pferden, Reiter, viele Lastwagen, Marktwagen hochbeladen mit Körben. Hinter dem Haus unser großer Garten, Hof, Scheune und Gemüsegarten.“
Das rekonstruierte Atelier im Dachgeschoss
Heute ist der Garten eher klein, und wo einst das Macke’sche Gemüse spross, erhebt sich nun ein kubisch-moderner Anbau für das spätklassizistische Wohnhaus, hinter einer dünnen, Glasfassade, auf der leicht durchschimmernd und fast in der vollen Höhe ihrer zwölf Meter, ein Selbstporträt des jungen Macke aufgetragen ist.
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Das Bonner August-Macke-Haus, das in den 80er-Jahren um ein Haar zur Kneipe umgebaut worden wäre und seit 1991 ein Museum ist, hat mit diesem Anbau seine Fläche mehr als vervierfacht, von 370 Quadratmetern auf 1590. Das einstige Wohnhaus beherbergt nun eine multimediale Dauerausstellung mit Bildschirmen, Schautafeln und Leinwänden zum allzu kurzen Leben des Malers, der kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs auf dem Schlachtfeld umkam; im Dachgeschoss ist auch das rekonstruierte Atelier des Künstlers zu sehen. Im neuen Anbau nach Plänen des Bonner Architekten Karl-Heinz Schommer ist dagegen Platz für Wechselausstellungen. Die wohl wichtigste Errungenschaft ist die zeitgemäße Klimatechnik des Neubaus – Leihgeber, bei denen das Museum um Werke für Wechselausstellungen bat, erkundigten sich bei Museumsdirektorin Klara Drenker-Nagels immer häufiger danach, ob die Werke in Bonn denn optimale Bedingungen erwarteten. Und weil man die Frage nun erstmals mit einem Ja beantworten kann, eröffnet das neue Museum an diesem Sonntag mit der Sonderschau „August Macke und Freunde“.
Umbauzeit betrug zwei Jahre
Sein Eingang liegt nun im Neubau, und so hat es seine Adresse gewechselt, ohne umgezogen zu sein: Hochstadenring statt Bornheimer Landstraße. Die Umbauzeit betrug zwei Jahre, die Kosten von 7,25 Millionen Euro tragen Bund, Land, diverse Stiftungen sowie private Förderer, unter denen der 2016 gestorbene Guido Westerwelle wohl der rührigste war.