Jan Zweyer schreibt seine Mittelalter-Trilogie um den Hattinger Kaufmann Jorge von Linden fort: „Ein Königreich von kurzer Dauer“ strömt flüssig dahin
Sein ebenso spannender wie fabulierfreudiger Ausflug ins späte Mittelalter mit der Roman-Trilogie „Das Haus der grauen Mönche“ scheint dem Krimischreiber Jan Zweyer aus Herne ausnehmend gut gefallen zu haben.
Jetzt legt der Mann für (fast) alle Fälle noch einen vierten Band nach: Mit den drei Söhnen des Kaufmanns Jorge von Linden geht es nun in die frühe Neuzeit; Lukas, der jüngste, erlebt gar als Lautenschnitzer das hysterisch-skurrile Treiben der Wiedertäufer in Münster, mit Leib und Seele.
Hinrick, den mittleren Sohn, verschlägt es als kluger Kopf in Diensten des Herzogs Johann III. nach Kleve, während Linhart als Ältester die Geschäfte der Niederlassung in der Hansestadt Lübeck führt. Zweyer verwebt die in Sprüngen vorangetriebene Handlung sehr geschickt zu einem Zeitpanorama des frühen 16. Jahrhunderts, in dem die Rationalität späterer Jahrhunderte schon durchschimmert, nicht nur bei kalkulierenden Kaufleuten, sondern auch bei nicht minder kalkulierenden Herrschern.
Exzellent ausgeleuchtet sind die Gründe für den Niedergang der Hanse, etwas verkürzt gerät allerdings die Darstellung der Bedingungen, unter denen die falschen Täufer-Propheten Jan Matthys und Jan van Leyden mit ihren Predigten eine derart fatale Wirkung entfalten konnten. Dafür sind die Machtmechanismen, derer sich diese Gotteskrieger bedienten, in saftiger Brutalität ausgemalt.
Das Leben der Landsknechte wird man nach diesem Buch nicht mehr für pittoresk halten können – und gegen alle vorschnelle Nostalgie beugt hier die Schilderung von Krankheiten wie Englisches Fieber oder Skrofeln.
Die Intrigen dieses Schmökers sind eher durchsichtig denn fein gesponnen. Aber das kommt seinem zügig dahinströmendem Erzählfluss nur zugute.