Oberhausen. . „Männer, die Denken“, die zweite Oberhausener Produktion der „Performing Group, überzeugt bei seiner Premiere mit starken Momenten.

Neues aus dem Kindergarten . . . Vielleicht sollte man anders anfangen, denn als Ballett betrachtet, hat „Männer, die denken“ seine starken Momente. Die jüngste Premiere im Großen Haus des Theaters ist die zweite Oberhausener Produktion der „Performing Group“ in Zusammenarbeit mit dem Ensemble und mit Dramaturgin Meike Sasse.

„Was ist typisch männlich? Was typisch weiblich?“ fragt der Programmzettel. Die erste Antwort ist ein Kleidertausch. Clemens Dönicke legt Hose, Hemd und Jackett ab – und als ein seidiges Dessous zum Vorschein kommt, hebt das große Giggeln im Saal an. Dieses Premierenpublikum war augenscheinlich leichte Beute für eine Revue, die Gender-Klischees mal amüsant oder sogar tänzerisch hochklassig, mal platt am Zotenrand balancieren ließ.

Macho-Posen und gockelhaftes Gestakse

Auf hochhackigen Schuhen also und tüchtig schnaufend rollt Dönicke den Rollrasen aus, damit seine fünf Kolleginnen vom Ensemble – zunächst allesamt tres chic in dreiteiligen Anzügen – sich darauf in Macho-Posen werfen dürfen. Und man muss sagen: Das ist allerliebst choreografiert, wie kurz Rodins „Denker“ aufscheint inmitten des gockelhaften Gestakses.

Den schärfsten Kommentar liefert das Solo von Bianca Pulungan, dem tanzenden Gast der Performing Group: Mit dieser Tarzan-Choreografie müsste sie eigentlich zum nahen Metronom-Theater abgeworben werden. In einem zweiten Solo bezwingt sie das nun wie ein Käfig anmutende Haus-Gestänge im Bühnenhintergrund.

Auf dem Rasen und beim Grillen

Aber nicht nur „Männer, die denken“ sind ja lieber draußen – entweder auf dem Rasen oder beim Grillen. Das Ensemble wuchtet einen Elektrogrill in Ölfass-Optik auf die Bühne. Als bärtiger Grillmeister lässt Lise Wolle sich aus über arme Würstchen, fällt bei der phallischen Betrachtung ihres Grillgutes aber nicht ganz der Zote anheim.

Für ein hingebungsvoll geröhrtes „Feel like a Natural Woman“ gab’s noch Szenenapplaus. Doch sobald die Techno-Beats donnern, gebärden die Fünf auf der Bühne sich wie Püppchen, seien es superhektische Schminkversuche oder jene Tanzposen, mit denen R'n'B-Stars ihre Videoclips pimpen. Bis in einen bodenakrobatischen Spagat reicht diese Choreografie der weiblichen Verfügbarkeit.

Starke Bilder und unfreiwillige Comedy

In einiger Rasanz wechseln also starke Bilder von kabarettistischer Qualität. Die Texte dazu? Sind eher unfreiwillige Comedy. Zum Schluss wiegt sich ein Eisbär – offensichtlich jener aus dem vorher zitierten Lied von „Grauzone“ – gemütlich auf der Schaukel, während Lise Wolle am Bühnenrand aus dem Kindergarten erzählt: Dass ihr zweijähriger Sohn für seine langen Haare gehänselt wird. Und Clemens Dönicke erzählt die „Utopie“ von einer Frau, die spätabends nach Hause geht und vor ihrer Haustür eine Gruppe von Männern passiert: „Es ist nichts dabei. Vor allem keine Angst.“

Bleibt die Spielzeit auf diesem Niveau, wird wohl erst das Schülertheaterfestival im Sommer einem ein bisschen zu denken geben.

Nächste Vorstellungen

Die nächsten Vorstellungen sind am Freitag, 17., und Samstag, 18. November, jeweils 19.30 Uhr, Theater Oberhausen im Netz.