Dortmund. . Xin Peng Wang zeigt in Dortmund exquisite Ballettbilder mit Primaballerina Lucia Lacarra und ihrem Partner Marlon Dino.
Rachmaninows drittes Klavierkonzert und Tschaikowskys sechste Symphonie – die beiden Meisterwerke der Romantik, Dauerbrenner in Konzertsälen weltweit, inspirierten Xin Peng Wang zu einem anrührenden Ballettabend der Extraklasse.
Veredelt durch Dortmunds Philharmoniker, die unter GMD Gabriel Feltz für einen schwelgerischen Sound sorgen, und den brillanten russischen Pianisten Nikolai Tokarev, der bei Rachmaninows Wanken zwischen technischer Virtuosität und Melancholie die Tänzer stets im Blick hat.
Rachmaninov ohne Story
In Blau gehüllt sind die vermummten Tänzer, die Rachmaninov auf den Punkt bringen, und die Bühne (Dekor: Frank Fellmann). Überwiegend zwischen extrem geschmeidigen Soli (Giacomo Altovino und Denise Chiarioni) und rasanten Gruppen pendelt dieses Stück. Sie rennen auf ein angeschrägtes Wand-Fragement, rutschen hinunter und eilen in den nächsten Satz. Nur selten erahnt man eine konkrete Story hinter den Bildern.
Dortmunds Chefchoreograf, der auf Handlungsballette spezialisiert ist, setzt hier auf abstrakten, neoklassischen Tanz. Und verfügt, neben Dortmunds exzellent trainierter Kompanie und dem NRW-Junior-Ballett, über eine der besten Tänzerinnen unserer Tage: Lucia Lacarra und ihren Partner (und Ehemann) Marlon Dino. Die beiden verwandeln Tschaikowskys Symphonie ‚Pathétique’ in exquisite Ballettbilder, die trotz abstrakt wirkender Bühnenskulpturen (Frank Hellmann) und lustvoll losschwirrender Gruppenszenen doch an eine Liebestragödie erinnern. Vielleicht an die des Komponisten und seiner Förderin Baronin von Meck. Denn die Pathétique, 1893, kurz vor dem plötzlichen Tod des Komponisten uraufgeführt, endet mit einem Requiem. So taucht, nach einem aufwühlenden Abschieds-Pas-de-deux, Lacarra im Schlussbild mit schwarzem Schleier, als trauernde Witwe, auf.
Als Traumpaar kommen die beiden zunächst zusammen, werden immer wieder von der Gruppe getrennt. Anfangs geben sie sich locker, klopfen dem Partner lässig auf die Schulter oder auf den Bauch, fallen sich nach einiger Zeit wieder in die Arme. Angeführt von Tschaikowskys tänzerischer Tondichtung, die in vielen Passagen an seine Ballett-Kompositionen erinnern. Wangs Choreografie wahrt den Spannungsbogen zwischen temperamentvollen Tableaus, schnell und präzise, aber auch ausdruckstark von seiner Truppe getanzt, und den Soli und Pas-de-deux mit Lacarra/Dino.
Aura von Weltklasse
Die beiden, besonders Lacarra, sind das Zentrum des Abends. Sobald die spanische Primaballerina wie eine Feder auf die Bühne schwebt, mit oder ohne Partner dreht, springt, ihre Balance hält oder nur einen Arm hebt, verzaubert sie das Publikum – entführt uns in eine andere Welt. Nach Sprüngen oder Hebefiguren landet die zarte, fast (wie edles Porzellan) durchsichtige Lacarra lautlos, scheint den Boden nicht zu berühren und hat die außergewöhnliche Aura, die man nur von den Weltklasse-Ballerinen kennt. Und wird mit Jubel-Ovationen im Stehen gefeiert. Allein ihre Auftritte lohnen schon das Ticket.
Termine: 24. Nov.; 3. Dez.; 17., 27. Jan.; 23. Feb.; 4., 24. März. Telefon: 0231 / 50 27 222. www.theaterdo.de