Essen. . Die schönsten Krisen in Familienurlaub und Rehaklinik schildert Ruhrgebiets-Autor Sigi Domke im Buch „Pinkelpausen und Tai Chi“
Der Meister der Ruhrgebietskomik Sigi Domke („Freunde der italienischen Oper“) schickt mit seinem neuen Buch „Pinkelpausen und Tai-Chi“ zwei weitere Alltagshelden ins Rennen um die Lesergunst. Die beiden verbinden in zwei unterschiedlichen Geschichten des Erwachens nicht nur Verwandtschaft und Heimat, sondern auch zwei Krisen, die sie bewältigen müssen: Pubertät und Burn-out.
Realitätsnah und humorvoll
Mit feinem Humor und tiefem Sinn entführt Sigi Domke mit dem 14-jährigen Anton vom Gelsenkirchen der 1970er-Jahre nach Kärnten, wo die Familie mit Sack und Pack Urlaub macht und der von Mitschülern malträtierte Nachwuchs seine Talente erkennt. Wie es die Absicht will, sind sie musikalischer und komischer Natur.
Und das sind nicht die einzigen autobiografischen Züge. Denn auch dem Autor haben diverse Zufälle Chancen in die Hände gespielt (wie die Zusammenarbeit mit Knebels Affentheater), die er ergriffen hat. Domkes genaue Beobachtungsgabe und pointierte Beschreibungen machen seine Geschichten zu einem Fest in Sachen Realitätsnähe und Wiedererkennung. Auch wenn man selbst vielleicht mit den Eltern in den Schwarzwald fahren musste oder noch nie zu einem Reha-Aufenthalt gezwungen war. Bei Diethelm aus dem Bauordnungsamt ist das so, weil er sich mit 49 Jahren im Hier und Jetzt am Ende seiner Kräfte fühlt, und glaubt, dass er neben mehr Fitness eine Frau braucht. Doch da ist er schief gewickelt. Entspannung heißt das Zauberwort.
Und schon befinden wie uns im Mikrokosmos von Rehakliniken mit ihren ganz eigenen Vorschriften, Abläufen und Abgründen. Wenn man sich darauf einlässt, sorgt er für Unterhaltung und überraschende Einsichten. Zum Beispiel die, dass man die Möglichkeiten des Lebens nicht ungenutzt verstreichen lassen sollte.
Sigi Domke: Pinkelpausen und Tai-Chi. Verlag Henselowsky und Boschmann, 160 S., 9,90 Euro