Gladbeck. . Gerd Herholz, der wissenschaftlicher Leiter des Literaturbüros Ruhr, geht vorzeitig. Eine Reaktion auf „unsägliche Kulturpolitik im Ruhrgebiet“.

Gerd Herholz, der wissenschaftliche Leiter des Literaturbüros Ruhr in Gladbeck, möchte mit einem vorzeitigen Abgang auch die „unsägliche Kulturpolitik im Ruhrgebiet“ öffentlich thematisieren. Sie setze auf der einen Seite immer mehr auf kurzlebige Kampagnen und Events wie die Lit.Ruhr, drehe aber einer kontinuierlichen Literatur- und Leseförderung weiterhin den Geldhahn zu. Nach 30 Jahren an der Spitze des Literaturbüros, das internationale Lesereihen, kulturelle Bildung, Schriftsteller-Fortbildungen und den Literaturpreis Ruhr organisiert, hat Herholz (64) seinen Posten zum Monatsende des März 2018 zwei Monate vor dem Ruhestand gekündigt, um sich „früher als geplant wieder mehr der Literatur als der Flickschusterei ‚Literaturförderung‘“ widmen zu können.

„De facto Etat-Kürzung“,auch beim Literaturpreis

Ausschlaggebend, so Herholz, sei für ihn gewesen, dass alle zuständigen Träger des Literaturbüros (außer dem Land NRW) die dringend gebotene Diskussion über den Zustand und die Zukunftsperspektiven des Literaturbüros hinausgezögert hätten. Insgesamt sei „das Niveau des literaturpolitischen Diskurses an der Ruhr desaströs, wie sich zuletzt an der kleinen Debatte um die Lit.Ruhr“ gezeigt habe. Hinzu kämen die „kargen Arbeitsbedingungen“ im Gladbecker Literaturbüro: Seit 15 Jahren habe es keine Erhöhung der Zuschüsse durch die Stadt und den Regionalverband Ruhr mehr gegeben, „das ist de facto eine Etatkürzung um 20 Prozent“, so Herholz.

Ähnliches gelte für den Zuschuss des RVR zum alljährlich in seinem Namen verliehenen Literaturpreis Ruhr: „Dadurch, dass der Zuschuss nie erhöht wurde, wuchs der Eigenanteil des Literaturbüros an den Kosten der Preisverleihung kontinuierlich, so dass wir zu einem geringen Teil selbst zum Stifter dieses Preises werden mussten.“