Frankfurt. . Über 400 000 Bücher und andere Medien machen die Frankfurter Buchmesse zum größten Literaturkarussell der Welt.

Über 400 000 Bücher und andere Medien machen die Frankfurter Buchmesse zum größten Literaturkarussell der Welt.

Doch diese schier erschlagende Auswahl steht nicht im Zentrum des Geschäfts. In Frankfurt sucht die Branche nach den Bestsellern von morgen, nach jenen Titeln, die noch gar nicht gedruckt und zum Teil noch nicht geschrieben sind. 700 internationale Agenten verkaufen und kaufen die Rechte an Ideen, die das Potential haben, zum neuen Harry Potter zu werden oder zum neuen Kassenknaller im Kino. Frankfurt ist der Weltmarktführer für den Lizenzhandel, nicht nur für Bücher, sondern für alle Medien, die auf Geschichten basieren, also auch Filme und Spiele.

Lübbe machte Dan Brown groß

„Die deutschsprachigen Länder gehören zu den großen Sprachräumen der Welt, deshalb ist Frankfurt so spannend für internationale Verleger. Hier können sie ihre Produkte verkaufen. Umgekehrt sind die deutschen Bücher in den internationalen Märkten sehr begehrt“, schildert Stefan Könemann, Geschäftsführer des Barsortiments Könemann in Hagen. Der 55-Jährige ist Mitglied im Vorstand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und gilt als exzellenter Branchenkenner.

Auf diesem Weg ist auch Dan Brown zum Weltstar geworden, der derzeit mit seinem Thriller „Origin“ die Bestsellerlisten stürmt. Mit seinem ersten Roman ging der amerikanische Autor in den USA vergeblich Klinken putzen. Erst der deutsche Lübbe-Verlag zeigte Interesse. Nachdem das Buch in Deutschland zum Supererfolg geriet, wurde auch der US-Markt aufmerksam. Bis heute ist Brown Lübbe aus Dankbarkeit treu geblieben.

Deshalb geht es auch den südwestfälischen Vertretern der Buchszene in Frankfurt bereits um das Jahr 2018 und darüber hinaus. „Auf der Buchmesse informiere ich mich nicht nur über die aktuellen Neuerscheinungen, sondern darüber hinaus auch über die kommenden Trends“, sagt Ingo Kretzschmar, Geschäftsführer Vertrieb des Hagener Filialisten Thalia. „Denn Trends frühzeitig zu erkennen, ist eine echte Herausforderung.“ Die Dortmunder Verlegerin Ulrike Rodi (Grafit) nutzt die Tage, um ihre Autoren zu präsentieren, Kontakte zu internationalen Häusern zu pflegen und Lizenzen für Sonderausgaben in Print und E-Buch zu verkaufen – und natürlich für den Erfahrungsaustausch in einer sich schnell wandelnden Branche.

Geschäfte per Handschlag

Der Olper Buchhändler Georg Spielmann (Buchhandlung Dreimann) bespricht mit den Verlagen neuartige Formate für seine Lesungen im Sauerland. „Ich möchte Literaturveranstaltungen künftig anders gestalten, weg von der Frontallesung“, sagt Spielmann und ergänzt: „Nur um sich über Bücher zu informieren, deshalb fährt man nicht auf die Messe.“ In einer Branche, in der Geschäfte noch per Handschlag besiegelt werden, ist die Kontaktpflege extrem wichtig.

Das weiß auch Rikarde Riedesel, Kulturamtsleiterin in Bad Berleburg und Organisatorin des Berleburger Literaturpflasters, der Mutter aller Literaturfestivals in Südwestfalen. Wenn sie die Buchmesse wieder verlässt, ist Rikarde Riedesel erleichtert, im Sinne des Wortes. Denn sie schleppt im Rucksack beste Wittgensteiner Basaltbrocken mit sich; die Pflastersteine mit dem Stempel „Kultur“ sind das Dankeschön an die Verlage für die Unterstützung des Festivals. „Mir geht es in Frankfurt um Georgien, dem Gastland der Buchmesse 2018. Ich treffe mich mit dem Orga-Team von Georgien und spreche mit den Verlagen über Autoren, die im nächsten Jahr in Bad Berleburg lesen können. In Frankfurt wollen wir Nägel mit Köpfen machen.“

Um welche Summen auf der Jagd nach den neuen Bestsellern gespielt wird, verrät der Vorschuss, den Barack Obama für seine Autobiographie erhalten haben soll. Von umgerechnet 61 Millionen Euro ist dabei die Rede – der höchste Vorschuss, der in der Geschichte je für ein Buch bezahlt worden ist So tief greift ein Verlagshaus nur in die Tasche, wenn es ohne Zweifel sicher ist, das Geld wieder einzuholen, unter anderem durch den Verkauf der Rechte für Übersetzungen in Frankfurt.

Wo die großen Tiere tagen

Und dann gibt es noch die Frankfurter Buchmesse hinter der Frankfurter Buchmesse. Im Hotel „Hessischer Hof“ werden nicht nur die Zimmer, sondern auch die Sitzgruppen in der Lobby vermietet. Dort treffen sich die ganz großen Tiere. Auf das Messegelände selbst setzen sie oft gar keinen Fuß.