Es ist nicht nur vieles weiß in Markus Günthers erstem Roman, auch die Bauweise und die Inneneinrichtung des Hauses, in dem die erzählerische Miniatur spielt, ist von edler Schlichtheit. Die beiden Menschen, um die es geht, gehören zu den sorglosen Kreisen: er ein Erfolgs-Architekt, der über der genialsten Lösung für eine neue Kunsthalle grübelt, sie eine Richterin, die genügend Sinn und Erfüllung im Beruf findet, um nicht zu sehr damit zu hadern, dass sich Nachwuchs nicht einstellen wollte.

Es ist nicht nur vieles weiß in Markus Günthers erstem Roman, auch die Bauweise und die Inneneinrichtung des Hauses, in dem die erzählerische Miniatur spielt, ist von edler Schlichtheit. Die beiden Menschen, um die es geht, gehören zu den sorglosen Kreisen: er ein Erfolgs-Architekt, der über der genialsten Lösung für eine neue Kunsthalle grübelt, sie eine Richterin, die genügend Sinn und Erfüllung im Beruf findet, um nicht zu sehr damit zu hadern, dass sich Nachwuchs nicht einstellen wollte.

Dann sieht Hannah, die ihren Jo beim Mittagsschlaf glaubt, wie ihr Mann in Wahrheit vor dem Koffer ihres längst erwachsenen Patenkindes Eva kniet, ein weißes Wäschestück herausnimmt und sich das aufs Gesicht drückt. Es ist der Falke einer Romannovelle, der gleich zu Beginn aufsteigt. Der Rest ist fast nur Schweigen und endlos kreisendes, verbohrtes Grübeln: Hannah kann diesen einen, scheinbar unbeobachteten Moment nicht einsortieren in die ansonsten so heile, perfekte Gutbürger-Welt. Der Augenblick der Heimlichkeit gebiert Misstrauen, Eifersucht, Verzweiflung. Hannah versucht immer wieder, sich zur Ordnung zu rufen und den „Vorfall“ nach den Regeln der idealen Gerichtsbarkeit zu untersuchen. Aber die Seele ist kein Justizpalast...

Schon der Romantitel deutet darauf hin, dass es sich um eine Art Versuchsanordnung handelt: Unter den denkbar besten Voraussetzungen – Jo ist geradezu ein Idealbild von Mann, wenn auch ein bisschen langweilig – wird hier die Stabilität dessen überprüft, was das bürgerliche Zeitalter Liebe nennt. Vertrauen in größtmöglicher Ausdehnung, ist an dem einen, winzigen Flecken auf dem weißen Blatt des Versuchs abzulesen, verpufft im Nu – denn ausgerechnet im blütenreinsten Weiß fällt der leiseste Schatten auf.

Der ehemalige WAZ-Korrespondent Markus Günther hat hier vor allem in stilistischer Hinsicht eine Probe seines schriftstellerischen Könnens gebeben, die neugierig macht auf mehr.