. Matthew Vaughn feierte mit der Agentensatire „Kingsman“ einen Riesenerfolg. Teil zwei reicht trotz prominenter Mimen nicht an den Erstling heran.
Mit Fortsetzungen von erfolgreichen Kinofilmen ist das so eine Sache. Die Branche liebt sie, weil einmal eingeführte Figuren schon mal für die halbe Miete sorgen. Meist aber ist man als Zuschauer enttäuscht, weil man auf der Leinwand viel zu oft nur das Altbekannte in leichter Variation vorgesetzt bekommt.
Der britische Regisseur Matthew Vaughn („Kick-Ass“), dessen blutige Agentensatire „Kingsman: The Secret Service“ vor drei Jahren von Publikum wie Presse gefeiert wurde, versucht es jetzt bei „Kingsman: The Golden Circle“ mit dem Prinzip des „Höher, Größer, Weiter“. Also gibt es noch mehr Stars, noch mehr Überraschungen und noch mehr raffinierte Szenarien, in denen Menschen das Lebenslicht ausgeblasen wird.
Decknamen wie Lancelot oder Merlin
Die Kingsmen sind eine unabhängige Spionage-Organisation in London, deren Mitglieder sich der Artus-Sage verpflichtet fühlen und deshalb auch Decknamen wie Lancelot oder Merlin tragen. Den Charme des ersten Films macht vor allem aus, dass ein neues Mitglied gefunden werden muss, um den Platz eines ermordeten Spions auszufüllen. Top-Agent Harry Hart alias Galahad (Colin Firth), ein Ausbund an britischer Noblesse, setzt ausgerechnet auf den Kleinkriminellen Eggsy Unwin (Taron Egerton), der denn auch die tödlichen Aufgaben für Anwärter mit Bravour überlebt. Seinem Mentor ist solches Glück nicht beschieden – er stirbt am Ende des ersten Films durch einen Kopfschuss.
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Da im neuen Film jedoch schier alles möglich ist, lebt Galahad nun plötzlich wieder, mit anfänglichem Gedächtnisverlust und Augenklappe zwar, doch gerettet durch eine neue Erfindung. Dem derart Wiederauferstandenen dämmert allmählich, wie ernst die Lage ist. Eine skrupellose Drogenqueen namens Poppy (Julianne Moore) hat die Hauptquartiere der Kingsmen torpediert und ist gerade dabei, die Welt in Geiselhaft zu nehmen. Eigentlich wirkt sie ja ausnehmend attraktiv und freundlich, wie sie sich da im Dschungel eine kleine Stadt im Stil der Siebzigerjahre eingerichtet hat. Doch spätestens, wenn sie einen ihrer Killer beauftragt, seinen zappelnden Kollegen in den Fleischwolf zu stecken, um aus dem Hackfleisch anschließend Burger zu braten, erkennt man allmählich ihren Wahnsinn. Aber auch einen Regisseur, der mit seinem schwarzen Humor bis an die Grenzen geht und darüber hinaus.
Vorwand für pausenlose Actionszenarien
Überhaupt scheint sich der Glanz des ersten Films hier nicht so recht einstellen zu wollen. Vielleicht liegt es ja daran, dass Engländer wie Eggsy und sein Kollege Merlin (Mark Strong) diesmal in die Staaten reisen müssen und dort auf die Hilfe der Partnerorganisation „Statesmen“ angewiesen sind. Die tarnen sich mit einer Whiskey-Brennerei und tragen deshalb auch Namen wie Champagne (Jeff Bridges), Tequila (Channing Tatum) oder Ginger (Halle Berry). Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Matthew Vaughn hier mehr um Name-Dropping gegangen ist, als um die zu erzählende Geschichte. Die jedenfalls könnte Hilfe dringend gebrauchen, denn so simpel wie sie ist, dient sie vor allem als Vorwand für pausenlose Actionszenarien.
Es sei noch angemerkt, dass Elton John sich nicht unbedingt einen Gefallen getan hat, hier mitzuwirken. Superfan Poppy hat ihn kidnappen lassen, um den alten Herrn noch einmal in seine knalligen Kostüme von einst zu stopfen. Es hat etwas Peinliches.