Berlin. . Carlo Waibel alias Cro spricht über sein Album „tru.“, Liebeskummer und die Weltstadt Stuttgart. Und verrät, ob er an die große Liebe glaubt.

Sämtliche Gerüchte über die Erwachsenwerdung des Carlo Waibel alias Cro sind maßlos übertrieben. Der Junge, der jetzt 27 ist, kommt eine satte Stunde verspätet zum Interview, guckt verschlafen aus der Wäsche (Berliner Nachtleben) und braucht eine Weile, bis das Hirn wieder reif ist für einigermaßen klare Aussagen. Aber die Musik, die ist klar reifer geworden. Steffen Rüth sprach mit Cro.

Cro, im Stück „Baum“ rappen Sie, Sie hätten genug von „den Nächten in Berlin“. Sie machen nicht den Anschein, als wären Sie früh im Bett gewesen.

Cro: Okay, ist sehr spät geworden. Ich war auch nicht mit irgendwelchen Zufallsbekanntschaften unterwegs, sondern mit Freunden. War wirklich nett. Und ist dann vielleicht ein wenig ausgeartet.

Das Album heißt „tru.“, einer der Songs „fake you“. Behandeln die Menschen Sie ohne Maske anders als mit?

Ja, total. Ohne Maske werde ich meistens gar nicht erkannt. In das Album spielt alles mit rein, „fake, „tru“, Maske auf, Maske ab.

Geht es auch um den Selbstdarstellungstrieb einer Generation?

Ja. Alle wollen heutzutage immer schön aussehen und sich selbst so inszenieren, wie sie es von ihren Vorbildern vorgemacht bekommen. „tru.“ bedeutet: Bleib‘ bei dir.

Wollen Sie die Fans erziehen?

Bloß nicht. Ich will den Leuten allerdings wieder ein bisschen mehr Echtheit nahebringen. Früher war nicht alles besser, aber einiges von damals kann man ruhig beibehalten. Zuviel Fake ist Mist.

Stimmt es, dass Sie zum ersten Mal in ihrer Karriere eine Pause gemacht und bewusst reflektiert haben, was passiert ist?

Ich habe fünf Jahre lang nur geackert, eine Platte nach der anderen, Tourneen, es war wirklich megaviel. Im Herbst 2016 sind wir dann zu fünft nach Bali gefahren, haben Motorräder gemietet. Das war eine echt krasse Auszeit.

War das wichtig?

Extrem. Ich konnte völlig die Welt vergessen, da gab es kein Fernsehen, gar nichts. Man war einfach weg und hatte nur sein Ich vor der Nase. Okay, einen Auftritt haben wir doch gemacht, in einer Kneipe auf Bali. Da kamen 50 Leute.

War das, bevor oder nachdem der von Til Schweiger produzierter Film „Unsere Zeit ist jetzt“, mit Ihnen in der Hauptrolle ins Kino kam?

Währenddessen. Ich lag in der Surfvilla und bekam mit, dass alle von Flop redeten. Ich dachte: „Macht doch, was ihr wollt“.

40.000 Kinobesucher sind nicht viel. War das keine Enttäuschung für den erfolgsverwöhnten Cro?

Nein, kein Stück. Ich finde es cool, dass der Film nicht durch die Decke gegangen ist. So ist er vielleicht ein Insidertipp für einen kleinen Kreis, das macht ihn elitärer.

Hatten Sie Bammel, dass das neue Album nicht so gut werden könnte wie die anderen?

Ich habe lange getüftelt. Das schon. Fast ein Jahr habe ich kaum das Studio verlassen. Ich wollte besser werden. Produziert habe ich das Album selbst. Weil das keiner so liebevoll macht wie ich. Ich finde das Album ausgecheckter als die anderen.

Es ist offener, vielschichtiger, versierter. Wie kam Wyclef Jean dazu?

Er hatte krass Bock auf die Zusammenarbeit. Ich habe ihn in Cannes getroffen, wir verstanden uns sofort richtig gut. Ich dachte „Der ist alt geworden, aber nicht optisch.“ Er ist 47, aber er verhält sich so wie ich, quatscht dasselbe blöde Zeug, und hat Bock auf das Leben, er ist lustig. Ein Seelenverwandter.

Sie haben eine Villa in Stuttgart. Ist das die beste Stadt der Welt?

Für mich schon. Stuttgart ist meine Basis. Es sieht aus wie Los Angeles, weil es diese Berge hat, und es gibt diese italienischen Bäume und die Wärme. Da, wo ich wohne, geht es in Serpentinen den Berg hoch, das erinnert mich an Rio de Janeiro. Also, L.A., Rio und trotzdem ruhig.

Auf „tru.“ sind Sie manchmal glücklich, manchmal traurig. Liebeskummer kommt ebenfalls vor.

Liebeskummer kann man auch nutzen und in ein Lied umwandeln. Später freue ich mich darüber und denke: „Da ging es mir schlecht, aber der Song ist schön“.

Glauben Sie an die große Liebe?

Wenn ich 80 bin, wird es hoffentlich eine Reihe von Frauen geben, an die ich gern zurückdenke. Ich liebe ein bisschen die, ein bisschen die, das ist doch natürlicher und ehrlicher als zu sagen „Ich werde immer nur dich lieben“.