ESSEN. . Regisseur Alain Gsponer greift Ödön von Horváths Roman „Jugend ohne Gott“ fürs Kino auf. Sein Film erinnert an Dystopien wie „Tribute von Panem“.
Vier Verfilmungen von Ödön von Horváths 1937 vollendetem Roman „Jugend ohne Gott“ gibt es schon. Auch in den Schulen wird das Buch immer noch behandelt, das nur wenig verschlüsselt das Deutschland der Nationalsozialisten beschreibt. Schließlich erzählt er schlüssig von wachsender Angst und Anpassung am Beispiel einer Schulklasse und ihres Lehrers. Bei der am Donnerstag anlaufenden Neuverfilmung beruft sich Regisseur Alain Gsponer („Das kleine Gespenst“, „Heidi“) zwar immer noch auf Horváth, doch was man auf der Leinwand sieht, erinnert an Dystopien wie „Tribute von Panem“ oder „Maze Runner“, mit denen Hollywood großes Geld gemacht hat.
Hier haben wir es mit einer Zukunft zu tun, in der sich Schüler aus reichen Elternhäusern in „Education Camps“, Zeltlagern in den Bergen, beweisen müssen, um die besten Plätze an der elitären Rowald Universität zu erhaschen. Der namenlose Klassenlehrer (Fahri Yardim), im Roman die zentrale Person, rückt hier zunächst stark in den Hintergrund, dafür verlagert Gsponer die Handlung überwiegend in den Bereich der Schüler und macht dabei aus dem grüblerischen und geheimnisvollen Zach (Jannis Niewöhner) die tragende Figur. Der führt nicht nur Tagebuch, dem bedeuten auch die Wettkämpfe nicht viel. Was ihn in die Wälder treibt, das ist die dort illegal lebende Ewa (Emilia Schüle), in die er sich verliebt hat.
Das Geschehen in verschiedenen Perspektiven
Gsponer zerlegt die Handlung in immer neue Anfänge, die das Geschehen aus jeweils anderen Perspektiven neu aufrollen. Das gibt dem Zuschauer keine Chance, ein Gefühl von Nähe zu entwickeln. Die Handlung mündet in einen veritablen Krimi: Die ehrgeizige Nadesh (Alicia von Rittberg) hat Zachs Treffen mit Ewa entdeckt und liegt nun gemeuchelt auf dem Waldboden.
„Jugend ohne Gott“ in dieser Form ist dann doch weit weg von Horváths antifaschistischer Parabel.